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Als Er aus Rom geschidn

Von

XLI.

Ade! Begriff der Welt! Stadt der nichts gleich gewesen /
Vnd nichts zu gleichen ist / in der man alles siht
Was zwischen Ost und West / und Nord und Suden blüht.
Was die Natur erdacht / was je ein Mensch gelesen.

Du / derer Aschen man nur nicht vorhin mit Bäsen
Auff einen Hauffen kährt / in der man sich bemüht
Zu suchen wo dein Grauß / (fliht trüben Jahre! Fliht / )
Bist nach dem Fall erhöht / nach langem Ach / genäsen.

Ihr Wunder der Gemäld’ / ihr Kirchen und Palläst /
Ob den die Kunst erstarr’t / du starck bewehrte Fest /
Du herrlichs Vatican, dem man nichts gleich kan bauen:

Ihr Bücher / Gärten / Grüfft; ihr Bilder / Nadeln / Stein /
Ihr / die diß und noch mehr schliß’t in die Sinnen ein /
Fahrt wol! Man kan euch nicht satt mit zwey Augen schauen.

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Gedicht: Als Er aus Rom geschidn von Andreas Gryphius

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Als Er aus Rom geschidn“ von Andreas Gryphius ist eine elegische Reflexion über den Abschied von Rom, geschrieben aus der Perspektive eines Reisenden, der die Stadt verlassen muss. Das Gedicht drückt eine tiefe Sehnsucht und Bewunderung für Rom aus, vermischt mit der Melancholie des Verlusts. Der Autor verabschiedet sich von der Stadt, in der er „alles siht / Was zwischen Ost und West / und Nord und Suden blüht“, eine Metapher für die Universalität und den Reichtum der römischen Kultur und Geschichte.

Gryphius verwendet eine Reihe von rhetorischen Fragen und Ausrufen, um seine Emotionen zu verstärken. Er beschreibt Rom als eine Stadt, die alles bietet: Kunst, Architektur, Wissen und Schönheit. Die Aufzählung von Wundern wie „Gemäld’“, „Kirchen und Palläst“, „Bücher / Gärten / Grüfft; ihr Bilder / Nadeln / Stein“ verdeutlicht die Fülle und den Überfluss an kulturellen Schätzen, die Rom beherbergt. Dabei wird die Bedeutung der Kunst für Gryphius besonders hervorgehoben, da er sie durch die Nennung von Gemälden und „Bilder[n]“ hervorhebt. Die Anrufung des „Vatican“ hebt die Bedeutung des religiösen und spirituellen Zentrums der Stadt hervor. Der Kontrast zwischen dem Abschied und der Größe Roms erzeugt eine Atmosphäre der bittersüßen Wehmut.

Die Struktur des Sonetts verstärkt die Thematik des Abschieds. Die ersten beiden Quartette beschreiben die Stadt als Ganzes und ihre unzähligen Facetten. Die anschließenden Terzette konzentrieren sich auf die direkten Objekte, die der Autor bewundert und verabschiedet. Die Zeile „Fahrt wol! Man kan euch nicht satt mit zwey Augen schauen“ fasst die zentrale Botschaft des Gedichts zusammen: Die Schönheit und Fülle Roms sind so überwältigend, dass man sie in einem kurzen Aufenthalt niemals vollständig erfassen kann.

Die Verwendung von rhetorischen Fragen und Ausrufen, gepaart mit einer reichen Bildsprache, erzeugt eine Atmosphäre von Ehrfurcht und Melancholie. Gryphius‘ Sprache ist barock und kunstvoll, mit vielen Substantiven und einer komplexen Syntax. Dies spiegelt die Komplexität und den Reichtum der Stadt wider, von der er Abschied nimmt. Das Gedicht ist somit nicht nur ein Abschied, sondern auch ein Denkmal für die ewige Schönheit und den kulturellen Reichtum Roms.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.