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Aus der Sierra Nevada

Von

Hin trägt uns das Maultier, buntgezäumt,
Durch sonnenverbrannte Schluchten,
An Schlünden vorbei, wo die Meerflut schäumt
Tief unten um hallende Buchten,
Um Riff und Klippe und zackiges Kap
Auf schwindelnden Pfaden hinauf und hinab.

Bald Thäler, von Afrikas Gluthauch heiß,
Bergwände, vom Erdstoß geborsten,
Bald Gipfel, starrend in ewigem Eis,
Wo einsam die Adler horsten!
Bald Goldfruchthaine am Meeressaum,
Darunter wir träumen den Mittagstraum!

Wohl in der Rechten des Räubers blitzt
Das Messer, bereit zum Morden;
Wohl ragt manch Kreuz, aus Holze geschnitzt,
An des Sturzbachs düsteren Borden,
Und um Rache für das vergossene Blut
Hallt noch ein Schrei aus der tosenden Flut.

Doch vorwärts, Freunde! Einst, heimgekehrt,
Uns drängend ums lodernde Feuer,
Gedenken wir froh am traulichen Herd
Der bestandenen Abenteuer,
Und süßer, als je das Rasten war,
Ist dann das Gedächtnis erlebter Gefahr.

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Gedicht: Aus der Sierra Nevada von Adolf Friedrich Graf von Schack

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Aus der Sierra Nevada“ von Adolf Friedrich Graf von Schack entführt den Leser auf eine abenteuerliche Reise durch die raue und abwechslungsreiche Landschaft der gleichnamigen Gebirgskette. Der Sprecher schildert die Eindrücke einer Reise, die von der scheinbaren Sicherheit des Maultiers getragen wird, und wechselt zwischen der Beschreibung der physischen Umgebung und der Reflexion über die Erfahrungen, die sie mit sich bringt.

Das Gedicht zeichnet sich durch eine detaillierte und lebendige Bildsprache aus, die die verschiedenen Facetten der Sierra Nevada hervorhebt. Der Autor beschreibt die sonnenverbrannten Schluchten, die tosenden Buchten, die schneebedeckten Gipfel und die fruchtbaren Haine. Diese Vielfalt der Szenerie spiegelt die Gefahren wider, denen die Reisenden ausgesetzt sind, wie die potenziellen Überfälle durch Räuber und die Erinnerungen an vergangenes Leid, die durch die Kreuze am Ufer der Sturzbäche symbolisiert werden. Die Erwähnung des „vergossenen Bluts“ und der „tosenden Flut“ deutet auf die gewaltsame Geschichte der Region hin und unterstreicht die existenzielle Dimension der Reise.

Trotz der Gefahr und der Härte der Umgebung wird das Gedicht von einer positiven Grundstimmung getragen. Die Reise wird als ein Abenteuer dargestellt, das die Freundschaft stärkt und bleibende Erinnerungen schafft. Der Autor wendet sich im letzten Abschnitt direkt an seine „Freunde“ und verspricht, dass die Erinnerung an die Abenteuer am heimischen Herd am wertvollsten sein wird. Die Erfahrung der Gefahr verstärkt das Gefühl der Dankbarkeit und des Glücks, das im Kontrast zur erlebten Anstrengung und den Risiken steht.

Der Schlusssatz des Gedichts, „Und süßer, als je das Rasten war, Ist dann das Gedächtnis erlebter Gefahr“, fasst die zentrale Botschaft des Gedichts zusammen. Es geht nicht nur um die Bewältigung von Risiken und die Überwindung von Hindernissen, sondern auch um die Bedeutung von Erfahrung, Freundschaft und der Wertschätzung der einfachen Freuden des Lebens. Die Erinnerung an die überstandenen Gefahren wird zu einem süßen und wertvollen Gut, das das Leben bereichert und die Verbundenheit zwischen den Reisenden festigt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.