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An den Kuckuck

Von

Stimme, die im Frühlingswinde
Fernher durch das Laubgrün hallt,
Tönt dein Ruf, wie einst dem Kinde,
Neu mir aus dem Buchenwald?

Jahre, mehr als du dem Knaben,
Muntrer Vogel, prophezeit,
Sind seitdem verrollt; begraben
Liegt die goldne Jugendzeit.

Hin die erste zauberische
Dämmerhelle vor dem Tag,
Als der Tau in Morgenfrische
Auf des Lebens Blüten lag,

Hin der Rausch, als himmelwärts mir
In der Jugend erstem Stolz
Sich die Seele hob, das Herz mir
An geliebten Blicken schmolz!

Du indes, Unsterblich-Froher,
Hast in deiner Waldeslust
Nichts von Trauer, nichts von hoher
Hoffnungen Verblühn gewußt.

Neu dir keimt, wenn es gefallen,
Mai für Mai das Laub empor,
Und durch grüne Blätterhallen
Schweifst du fröhlich wie zuvor.

Juble fort in deinen Hainen,
Während, nie mehr zu erstehn,
Unser Glück und unsre kleinen
Leben in den Wind verwehn!

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Gedicht: An den Kuckuck von Adolf Friedrich Graf von Schack

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An den Kuckuck“ von Adolf Friedrich Graf von Schack ist eine melancholische Reflexion über die Vergänglichkeit der Jugend und die unaufhaltsame Zeit. Das Gedicht vergleicht das scheinbar unbeschwerte Leben des Kuckucks mit dem Verlust der Jugend und der Ideale des lyrischen Ichs, wodurch eine tiefgreifende Kontrastierung entsteht. Der Kuckuck, als Symbol des Frühlings und der Unbeschwertheit, steht im direkten Gegensatz zur menschlichen Erfahrung von Alterung, Verlust und dem Vergehen der Lebensfreude.

Das Gedicht beginnt mit einer direkten Ansprache an den Kuckuck, dessen Ruf aus dem „Laubgrün“ hallt. Der Dichter erinnert sich an die kindliche Faszination, die der Kuckuck früher auslöste. Doch die folgenden Strophen beschreiben den Verlust dieser Unschuld und die Enttäuschungen, die mit dem Erwachsenwerden einhergehen. Die „goldne Jugendzeit“ ist „begraben“, die „zauberische“ Frühphase des Lebens vorbei. Das lyrische Ich blickt zurück auf die „Dämmerhelle“ vor dem Tag, die Morgenfrische und den „Rausch“ der Jugend, als die Seele himmelwärts strebte und das Herz an geliebten Blicken „schmolz“. Diese nostalgischen Rückblicke werden von einer tiefen Trauer begleitet.

Die Kontrastierung zwischen dem unbeschwerten Leben des Kuckucks und dem erlebten Verlust des lyrischen Ichs wird durch die Betonung der Unsterblichkeit und Freude des Vogels verstärkt. Während der Kuckuck unaufhörlich seine Melodie in den grünen Wäldern erklingen lässt, hat das lyrische Ich erfahren, dass „unser Glück“ und „unsre kleinen Leben in den Wind verwehn“. Der Kuckuck verkörpert die ewige Wiederkehr der Natur und die Unberührtheit von Alter und Verlust. Das lyrische Ich hingegen steht stellvertretend für die menschliche Erfahrung der Endlichkeit, der vergehenden Zeit und der unaufhaltsamen Veränderung.

Schacks Gedicht ist von einer melancholischen Stimmung geprägt, die durch die Verwendung von Bildern des Verfalls und der Vergänglichkeit verstärkt wird. Das Gedicht spiegelt eine universelle menschliche Erfahrung wider: die Sehnsucht nach der verlorenen Jugend, die Erkenntnis der Unaufhaltsamkeit der Zeit und das Bewusstsein der eigenen Endlichkeit. Die einfache, aber eindrucksvolle Sprache und die klaren Bilder machen das Gedicht zu einem bewegenden Ausdruck der menschlichen Erfahrung von Verlust und Erinnerung. Es ist ein mahnendes Gedicht, das uns an die Vergänglichkeit des Lebens erinnert, aber gleichzeitig auch die Schönheit und den Wert der vergangenen Jugend hervorhebt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.