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Des Baches Wiegenlied

Von

Gute Ruh, gute Ruh!
Tu die Augen zu!
Wandrer, du müder, du bist zu Haus.
Die Treu′ ist hier,
Sollst liegen bei mir,
Bis das Meer will trinken die Bächlein aus.

Will betten dich kühl
Auf weichem Pfühl
In dem blauen kristallenen Kämmerlein.
Heran, heran,
Was wiegen kann,
Woget und wieget den Knaben mir ein!

Wenn ein Jagdhorn schallt
Aus dem grünen Wald,
Will ich sausen und brausen wohl um dich her.
Blickt nicht herein,
Blaue Blümelein!
Ihr macht meinem Schläfer die Träume so schwer.

Hinweg, hinweg
Von dem Mühlensteg,
Böses Mägdelein, daß ihn dein Schatten nicht weckt!
Wirf mir herein
Dein Tüchlein fein,
Daß ich die Augen ihm halte bedeckt!

Gute Nacht, gute Nacht!
Bis alles wacht,
Schlaf aus deine Freude, schlaf aus dein Leid!
Der Vollmond steigt,
Der Nebel weicht,
Und der Himmel da oben, wie ist er so weit!

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Gedicht: Des Baches Wiegenlied von Wilhelm Müller

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Des Baches Wiegenlied“ von Wilhelm Müller ist eine berührende Naturlyrik, die Trost und Geborgenheit in der scheinbaren Unendlichkeit der Natur findet. Es handelt von einem Bach, der den erschöpften Wanderer in seinen Armen wiegt und ihm Ruhe und Frieden verspricht. Die beruhigende Melodie und die einfachen Worte schaffen eine Atmosphäre der Geborgenheit, die an ein klassisches Schlaflied erinnert. Der Bach fungiert als eine Art Mutterfigur, die den müden Wanderer umsorgt und ihm einen sicheren Ort zum Ausruhen bietet.

Das Gedicht bedient sich einer reichen Symbolik. Der „Wandrer“ steht für den von den Strapazen des Lebens ermüdeten Menschen, der „Bach“ verkörpert die sanfte, unaufhörliche Natur, die Trost und Ruhe spendet. Der blaue kristallene „Kämmerlein“ des Baches wird zu einem Zufluchtsort, in dem der Wanderer von allen Sorgen befreit werden soll. Die wiederkehrenden Beschwörungen wie „Gute Ruh, gute Ruh!“ und „Gute Nacht, gute Nacht!“ verstärken die beruhigende Wirkung und laden den Leser ein, sich in die friedliche Szenerie einzufühlen.

Der zweite und vierte Abschnitt des Gedichts enthalten Warnungen, die die Ruhe des Wanderers schützen sollen. Das Jagdhorn und das „Mägdelein“ werden als Störfaktoren gesehen, die den Schlaf des Wanderers unterbrechen könnten. Der Bach schützt ihn vor äußeren Einflüssen, um ihm ungestörte Ruhe und Träume zu ermöglichen. Diese Momente der Abwehr von Störungen unterstreichen die Intimität und Exklusivität des Schlaflieds, das einzig und allein dem Wanderer gilt.

Am Ende des Gedichts wird die Natur selbst zur Zeugin des friedlichen Schlafes. Der Vollmond, der Nebel und der weite Himmel bilden eine beeindruckende Kulisse, die die tiefe Ruhe des Wanderers widerspiegelt. Das Gedicht endet mit einem Gefühl von Hoffnung und Trost, das in der Weite des Himmels und der Schönheit der Natur gefunden wird. Es ist ein Plädoyer für die Sehnsucht nach Frieden, Ruhe und dem Einklang mit der Natur, die im hektischen Alltag oft verloren geht.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.