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Das Wirtshaus

Von

Auf einen Totenacker hat mich mein Weg gebracht;
Allhier will ich einkehren, hab′ ich bei mir gedacht.
Ihr grünen Totenkränze könnt wohl die Zeichen sein,
Die müde Wand′rer laden ins kühle Wirtshaus ein.

Sind denn in diesem Hause die Kammern all′ besetzt?
Bin matt zum Niedersinken, bin tödlich schwer verletzt.
O unbarmherz′ge Schenke, doch weisest du mich ab?
Nun weiter denn, nur weiter, mein treuer Wanderstab!

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Gedicht: Das Wirtshaus von Wilhelm Müller

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das Wirtshaus“ von Wilhelm Müller ist eine düstere Reflexion über die Suche nach Ruhe und Geborgenheit, die in der Erkenntnis der Vergänglichkeit und des Todes gipfelt. Der Sprecher findet sich auf einem Friedhof wieder, einem Ort, der als unwahrscheinliches Wirtshaus fungiert. Die grüne Totenkränze symbolisieren die Einladung in dieses makabre Gasthaus. Der erste Vers etabliert sofort die Szenerie und die gedankliche Verbindung von Reise, Erschöpfung und der Suche nach Einkehr.

Die darauffolgenden Verse verdeutlichen die Notlage des Wanderers. Er ist müde und verletzt, sehnt sich nach Rast und Zuflucht. Die rhetorische Frage nach der Belegung der Zimmer im „Wirtshaus“ unterstreicht seine Verzweiflung und die Dringlichkeit seiner Bedürfnisse. Hier wird der Friedhof als Ort der Ruhe und des Todes mit einem menschlichen Bedürfnis nach Rast und Erholung konfrontiert, was die Tragik der Situation verstärkt. Die Vorstellung, dass selbst der Friedhof kein Raum für den erschöpften Reisenden bietet, ist ergreifend.

Die Anrede an die „unbarmherz′ge Schenke“ ist von einer Mischung aus Resignation und Vorwurf geprägt. Wenn selbst der Tod keine Erlösung bietet, wohin soll sich der Wanderer dann wenden? Die Entscheidung, weiterzuziehen, verdeutlicht die aussichtslose Suche nach Ruhe. Der treue Wanderstab, der ihn auf seinem Weg begleitet hat, wird zum einzigen Verbündeten in dieser trostlosen Landschaft.

Das Gedicht ist ein eindrucksvolles Beispiel für Müllers Fähigkeit, Stimmungen der Melancholie und des Weltschmerzes in einfache, zugängliche Worte zu fassen. Die schlichte Sprache und die klare Struktur verstärken die Wirkung der düsteren Bilder. „Das Wirtshaus“ ist eine Metapher für das Leben und den Tod, die Hoffnungslosigkeit und die Suche nach einem Ort der Ruhe, die in der unerbittlichen Realität des Todes endet. Die Thematik ist ein starker Ausdruck der Romantik, die die Vergänglichkeit des Lebens und die Sehnsucht nach Geborgenheit thematisiert.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.