Bundeslied
Geist des Bundes, schwebe nieder,
Deines Altars Flammen glühn,
Aus den Augen meiner Brüder
Seh ich Opferflammen sprühn.
Hörst du unsre Hymnen tönen?
Sie verkünden deinen Ruhm;
Komm herab zu deinen Söhnen
In Germanias Heiligtum.
Der in dieser großen Stunde
Einst der Stifter Herz gerührt,
Der du unsrem lichten Bunde
Einst den Tag heraufgeführt,
Schütze deiner Söhne Scharen
In der kalten, trüben Nacht,
Daß die Flamme sie bewahren,
Die du mächtig angefacht.
Hand in Hand und kampfgerüstet
Nahn wir deinem Festaltar,
Weil den argen Feind gelüstet,
Zu zersplittern unsre Schar.
Doch ob auch der Arge dräute,
Ob die Hölle stürmen mag,
Noch steht herrlich dein Gebäude,
Herrlich, wie am ersten Tag.
Laßt des Bundes Banner wallen,
Töne lauter Festgesang,
Denn schon naht der Geist den Hallen,
Durch die Wölbung tönt sein Gang.
Und er ziehet Zauberkreise
Um der Brüder lange Reihn,
Und Begeistrung ziehet leise
In die trunknen Herzen ein.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Bundeslied“ von Wilhelm Hauff ist eine feierliche Ode an den Geist der Gemeinschaft und der Verbundenheit, vermutlich im Kontext einer patriotischen oder brüderlichen Vereinigung. Es atmet eine Atmosphäre von Patriotismus und Zusammenhalt, in der die Verehrung des Bundesgeistes im Mittelpunkt steht. Der Autor evoziert Bilder von Opfern, Flammen und Hymnen, um die tiefe Ehrfurcht und das Engagement der Mitglieder zu betonen.
Das Gedicht ist in drei Strophen gegliedert, die jeweils die Anrufung des Bundesgeistes, die Bitte um Schutz und die Beschreibung der Einheit der Gruppe enthalten. Die ersten beiden Strophen unterstreichen die Hingabe und das Gelöbnis an den Bund. Die Anrufung des Geistes und die Bitte um seinen Segen spiegeln den Wunsch nach Führung und Schutz wider. Die Anrufung des Bundesgeistes als „Geist des Bundes, schwebe nieder“ deutet auf eine direkte Beziehung zu einer übernatürlichen Macht hin, die für die Mitglieder des Bundes von zentraler Bedeutung ist. Die zweite Strophe bittet den Geist um Schutz in einer Zeit der Gefahr, indem er die „Scharen“ der Söhne beschützt.
Die dritte Strophe feiert die Unzerstörbarkeit des Bundes. Die Zeilen „Hand in Hand und kampfgerüstet / Nahn wir deinem Festaltar“ deuten auf eine Bereitschaft zum Kampf und die Verteidigung der Ideale des Bundes. Der Ausdruck „Weil den argen Feind gelüstet, zu zersplittern unsre Schar“ verweist auf eine äußere Bedrohung. Die abschließenden Zeilen verheißen die Ankunft des Geistes im Kreis der Brüder, wodurch die Einheit und die Inspiration, die den Bund ausmacht, bekräftigt werden. Das Gedicht endet mit einer Vision der Harmonie und der Inspiration durch den Geist des Bundes.
Die Sprache des Gedichts ist gehoben und feierlich, was durch die Verwendung von Wörtern wie „Altar“, „Flammen“, „Hymnen“ und „Heiligtum“ unterstrichen wird. Der Reim und der Rhythmus tragen zur musikalischen Qualität und zur Betonung der feierlichen Atmosphäre bei. Durch die wiederholte Verwendung bestimmter Wörter wie „Bund“ und „Geist“ wird die zentrale Botschaft des Gedichts verstärkt: die Bedeutung der Gemeinschaft, des Schutzes und der Inspiration.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.