Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , , , , , , ,

An Emilie

Von

Zum Garten ging ich früh hinaus,
Ob ich vielleicht ein Sträußchen finde?
Nach manchem Blümchen schaut ich aus,
Ich wollt′s für dich zum Angebinde;
Umsonst hatt ich mich hinbemüht,
Vergebens war mein freudig Hoffen;
Das Veilchen war schon abgeblüht,
Von andern Blümchen keines offen.

Und trauernd späht ich her und hin,
Da tönte zu mir leise, leise,
Ein Flüstern aus der Zweige Grün,
Gesang nach sel′ger Geister Weise;
Und lieblich, wie des Morgens Licht
Des Tales Nebelhüllen scheidet,
Ein Röschen aus der Knospe bricht,
Das seine Blätter schnell verbreitet.

»Du suchst ein Blümchen?« spricht′s zu mir,
»So nimm mich hin mit meinen Zweigen,
Bring mich zum Angebinde ihr,
Ich bin der wahren Freude Zeichen.
Ob auch mein Glanz vergänglich sei,
Es treibt aus ihrem treuen Schoße
Die Erde meine Knospen neu,
Drum unvergänglich ist die Rose.

Und wie mein Leben ewig quillt
Und Knosp um Knospe sich erschließet,
Wenn mich die Sonne sanft und mild
Mit ihrem Feuerkuß begrüßet,
So deine Freundin ewig blüht,
Beseelt vom Geiste ihrer Lieben,
Denn ob der Rose Schmelz verglüht –
Der Rose Leben ist geblieben.«

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: An Emilie von Wilhelm Hauff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An Emilie“ von Wilhelm Hauff ist eine romantische Liebeserklärung, die in der Form einer Naturbetrachtung eingebettet ist. Der Dichter sucht in einem Garten nach einem Blumenstrauß für Emilie, wird aber enttäuscht, da die gewünschten Blumen entweder abgeblüht oder noch geschlossen sind.

Inmitten dieser Ernüchterung vernimmt der Dichter eine geheimnisvolle Stimme, die von einer Rose ausgeht. Die Rose spricht zu ihm und bietet sich als Geschenk für Emilie an. Sie erklärt, dass sie das „Zeichen der wahren Freude“ sei, obwohl ihre Schönheit vergänglich ist. Die Rose verweist auf die Unvergänglichkeit ihres Lebens, da sie durch die Erde immer wieder neu hervorgebracht wird und ihre Knospen sich immer wieder öffnen.

Die Rose fungiert hier als Metapher für die Liebe und die Freundin Emilie. So wie die Rose ewig blüht, so wird auch Emilie durch die Liebe und den Geist ihrer Lieben ewig leben und blühen. Das Gedicht verknüpft also die Vergänglichkeit der äußeren Erscheinung mit der Unsterblichkeit der Liebe, die durch die Rose symbolisiert wird.

Die Sprache des Gedichts ist von romantischer Poesie geprägt, mit sanften Bildern, melodischen Versen und der Verwendung von Reimschemata, die die emotionale Tiefe des Gedichts unterstreichen. Die Naturbilder, besonders die der Rose, werden als Ausdruck der Schönheit, der Liebe und der Hoffnung eingesetzt. Das Gedicht vermittelt eine Botschaft von der Ewigkeit der Liebe und der Unvergänglichkeit, die über die vergängliche Schönheit des Äußeren hinausgeht.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.