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Befriedigt

Von

Er g′hört, als eines von den Lichtern,
Die höher stets und höher steigen,
Bereits zu unsern besten Dichtern,
Das läßt sich leider nicht verschweigen

Was weiß man von den Sittenrichtern? –
Er lebt von seiner Frau geschieden,
Hat Schulden, ist nicht immer nüchtern –
Aha, jetzt sind wir schon zufrieden!

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Gedicht: Befriedigt von Wilhelm Busch

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Befriedigt“ von Wilhelm Busch ist eine bissige Satire auf die Doppelmoral und die Schadenfreude, die in der Gesellschaft oft anzutreffen sind. Es beginnt mit einer scheinbaren Anerkennung der dichterischen Fähigkeiten des Protagonisten, indem er als „eines von den Lichtern“ bezeichnet wird, die „höher stets und höher steigen“. Diese Formulierung suggeriert eine gewisse Bewunderung und den Aufstieg des Dichters in der literarischen Welt. Der Zusatz „Das lässt sich leider nicht verschweigen“ deutet jedoch bereits einen ironischen Unterton an, da der Dichter offenbar trotz seiner Erfolge auch negative Eigenschaften aufweist.

Der Übergang zu den „Sittenrichtern“ markiert den Beginn der eigentlichen Kritik. Die scheinbar unparteiische Frage „Was weiß man von den Sittenrichtern?“ wird im folgenden Text durch eine Aufzählung von negativen Eigenschaften des Dichters beantwortet: Er ist geschieden, hat Schulden und ist nicht immer nüchtern. Diese Eigenschaften werden dann mit dem Kommentar „Aha, jetzt sind wir schon zufrieden!“ quittiert. Dies ist der zentrale Punkt des Gedichts und offenbart die zynische Befriedigung der Gesellschaft an den Fehlern und dem Scheitern anderer.

Die Ironie des Gedichts liegt in der Diskrepanz zwischen der anfänglichen Anerkennung der dichterischen Leistung und der anschließenden Fokus auf die persönlichen Makel. Busch zeigt, wie die Gesellschaft dazu neigt, die positiven Aspekte einer Person zu ignorieren, sobald sie etwas findet, woran sie sich stoßen kann. Die „Sittenrichter“ nutzen die Fehler des Dichters als Gelegenheit, sich über ihn zu erheben und sich selbst zu profilieren.

Die schlichte Sprache und die pointierte Reimstruktur verstärken die Wirkung der Satire. Busch verwendet einfache Worte und eine klare Struktur, um die Botschaft direkt und unmissverständlich zu vermitteln. Der abschließende Kommentar „Aha, jetzt sind wir schon zufrieden!“ ist dabei der Höhepunkt der Ironie und verdeutlicht die bittere Wahrheit über die menschliche Natur, die Freude am Unglück anderer. Das Gedicht ist somit eine kritische Auseinandersetzung mit Heuchelei und der Neigung, sich an den Fehlern anderer zu weiden, anstatt ihre Leistungen anzuerkennen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

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