Langsame stunden überm fluss
Langsame stunden überm fluss –
Die welle zischt wie im verdruss
Da von dem feuchten wind gefrischt
Ein schein bald blendet bald verwischt.
Wir standen hand in hand am strand
Da sah sie ähren in dem sand –
Sie trat hinzu und brach davon
Und fand auf diesen tag den ton:
Beginnend klang er hell und leicht
Wie von dem ziel das wir erreicht –
Dann ward er dumpfer als sie sang
Vom fernen glück – wie bang! wie lang!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Langsame Stunden überm Fluss“ von Stefan George beschreibt eine Szene am Ufer eines Flusses, die von einer melancholischen Stimmung geprägt ist. Das Gedicht beginnt mit der Beschreibung der langsamen Stunden, die über dem Fluss vergehen, und der Unruhe, die in den Wellen zu spüren ist, was durch das Geräusch des Zischens ausgedrückt wird. Der „feuchte Wind“ verstärkt die Atmosphäre der Melancholie und erzeugt ein flüchtiges Spiel von Licht und Schatten, das bald blendet, bald wieder verschwindet, was die Unbeständigkeit und das Vorübergehen der Zeit symbolisiert.
Im zweiten Teil des Gedichts wird die Anwesenheit zweier Liebender am Strand eingeführt. Sie halten Händchen, und die Frau entdeckt „Ähren in dem Sand“, ein Bild, das mit seiner Natürlichkeit eine gewisse Idylle erzeugt. Sie bricht die Ähren ab, was den Beginn einer neuen Erfahrung oder eines neuen Ausdrucks markiert. Die Zeile „Und fand auf diesen Tag den Ton“ deutet an, dass durch diese Handlung ein neuer, individueller Ausdruck gefunden wird. Der Ton, der in ihrem Gesang widergespiegelt wird, beginnt hell und leicht, möglicherweise als Ausdruck der Freude oder der Hoffnung.
Im weiteren Verlauf des Gedichts wird der Gesang der Frau jedoch dumpfer, was einen deutlichen Stimmungsumschwung signalisiert. Dieser Wandel korrespondiert mit der Beschreibung des „fernen Glücks“. Die Worte „wie bang! wie lang!“ drücken die Sehnsucht, die Unsicherheit und die Ungewissheit aus, die mit dem Verlangen nach Glück verbunden sind. Das Glück wird als etwas Entferntes dargestellt, das die Protagonisten gleichzeitig herbeisehnen und fürchten. Dieser Kontrast zwischen Leichtigkeit und Schwere, Nähe und Ferne ist ein zentrales Thema des Gedichts.
Die Symbolik im Gedicht ist subtil und vielschichtig. Der Fluss, die flüchtigen Lichtreflexe und der Wind stehen für die Unbeständigkeit und das Vergehen der Zeit, während die Ähren im Sand ein Zeichen für die Natur und die Vergänglichkeit des Lebens sein können. Der Gesang der Frau spiegelt die Gefühlsschwankungen wider, die mit der Liebe und der Suche nach Glück verbunden sind. Das Gedicht ist ein Ausdruck von George’s charakteristischer Symbolik und seiner Fähigkeit, komplexe Emotionen in konzentrierter, bildhafter Sprache zu vermitteln. Es verweilt in einem Zustand der Sehnsucht, des Verlangens und der Vergänglichkeit.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.