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Cloris, deine rohte Wangen…

Von

Cloris / deine rohte Wangen /
deiner Augen helles Licht /
und dein Purpurangesicht
hält mich nuhn nicht mehr gefangen.
Ich kan nicht mehr an dir hangen /
weil du dich erbarmest nicht /
ob mir schon mein Hertze bricht;
deiner schnöden Hoffart Prangen /
und dein hönisches Gemüht
krencket mir mein jung Geblüht /
daß ich dich wil gerne meiden /
wan mich meine Galate /
die mir macht dis süße Weh /
wil in ihren Diensten leiden.

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Gedicht: Cloris, deine rohte Wangen... von Sibylla Schwarz

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Cloris, deine rohte Wangen…“ von Sibylla Schwarz ist eine ergreifende Liebesklage, die sich von der Enttäuschung und Abwendung des lyrischen Ichs von der Geliebten Cloris und der Hinwendung zu einer neuen Liebe, Galate, nährt. Das Gedicht ist im Barockstil verfasst, was sich in der Verwendung von rhetorischen Fragen, der Anrede, der Metaphorik und der antithetischen Struktur der Verse widerspiegelt. Die ersten vier Verse beschreiben zunächst die körperlichen Reize von Cloris, die das lyrische Ich einst gefangen nahmen: ihre roten Wangen, ihr helles Augenlicht und ihr purpurfarbenes Gesicht. Doch diese Reize haben ihre Macht verloren, wie das lyrische Ich im ersten Abschnitt des Gedichts mit „hält mich nuhn nicht mehr gefangen“ klarstellt.

Der zweite Teil des Gedichts setzt die Kritik an Cloris fort. Das lyrische Ich beklagt ihre Herzlosigkeit und die daraus resultierende Verletzung. „Weil du dich erbarmest nicht / ob mir schon mein Hertze bricht“ – hier wird die emotionale Verwundbarkeit und die fehlende Empathie von Cloris betont. Die „schnöde Hoffart Prangen“ und das „hönische Gemüht“ (arrogantes Wesen) von Cloris werden als Gründe für die Abwendung genannt. Das Gedicht gipfelt in dem Wunsch, Cloris zu meiden, da sie das „jung Geblüht“ des lyrischen Ichs kränkt. Die Verwendung des Wortes „Geblüht“ deutet auf die Jugend und Unschuld des lyrischen Ichs hin, die durch Cloris‘ Verhalten verletzt wurden.

Die Wendung des Gedichts liegt in den letzten Versen, in denen Galate als neue Hoffnung und Quelle der Freude eingeführt wird. „Wan mich meine Galate / die mir macht dis süße Weh / wil in ihren Diensten leiden“ – hier wird Galate als die neue Liebe beschrieben, die dem lyrischen Ich zwar „süßes Weh“ bereitet, aber offensichtlich mehr emotionale Erfüllung bietet als Cloris. Der Begriff „leiden“ im Zusammenhang mit Galate deutet auf eine komplexere Beziehung hin, die sowohl Schmerz als auch Freude beinhaltet, im Gegensatz zur reinen Ablehnung und Zurückweisung von Cloris. Die Formulierung „in ihren Diensten“ zeigt die Bereitschaft des lyrischen Ichs, sich Galate zu unterwerfen, was die Tiefe seiner Gefühle für sie unterstreicht.

Insgesamt ist das Gedicht eine Reflexion über die schmerzliche Erfahrung der Ablehnung und die Suche nach wahrer Liebe und emotionaler Erfüllung. Es zeigt den Wandel vom anfänglichen Verzaubertsein durch äußere Reize hin zu einer tieferen emotionalen Verbindung. Die sprachliche Gestaltung mit ihrer Verwendung von Metaphern und Anreden sowie dem Wechsel von Klage und Hoffnung ist typisch für die Barocklyrik und verleiht dem Gedicht seine emotionale Tiefe. Das Gedicht ist damit nicht nur eine Liebesklage, sondern auch eine Auseinandersetzung mit den komplexen Emotionen, die Liebe und Verlust mit sich bringen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.