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An Dahlmann

Von

In diesem Kreise trauter Zecher,
Bei diesem bangen Abschiedsfest,
Ein letzter Gruß, ein letzter Becher
Dem Manne, der uns heut verläßt:
Dem heut nach mancher stummen Klage,
Nach mancher kummervollen Nacht,
Dem heut nach manchem trüben Tage
Die Sonne der Erfüllung lacht!

Ein Abschiedsfest – und dennoch kränze
Die Hoffnung dieses letzte Mahl!
Ein Abschiedsfest – und doch kredenze
Die Freude lächelnd den Pokal!
Denn den mit Schmerzen wir verlieren,
Den heut die Götter uns entziehn,
Ihn nennt die Welt aufs neu den ihren,
Und die Geschichte fordert ihn.

Du gehst, o Freund, aus unsrer Mitte,
Du, von dem Schicksal selbst geweiht,
Mit männlichem, mit tapferm Schritte,
Du gehst aufs Schlachtfeld unsrer Zeit.
Du weißt es selbst: die Welt will Fehde,
Des Friedens Ölblatt ist verdorrt –
Wohlan, auch du mit freier Rede,
O kämpf auch du mit freiem Wort!

Geh hin, o Freund – bei deinem Namen,
Wie werden alle Herzen weit!
Geh hin, o Freund, und streu den Samen,
Den köstlichen, der künft′gen Zeit!
Sei ein Pilot im Sturm der Wogen,
Ein Blitz, der durch die Wolken bricht,
Sei du ein Stern am Himmelsbogen,
Ja sei du selbst! mehr braucht es nicht. –

Dem alle Herzen ängstlich schlagen,
Den die Orakel prophezein,
Er muß ja doch, er muß ja tagen,
Der Tag der Zukunft bricht herein!
Der Hort der Freiheit wird gehoben,
Der Turm des Rechtes soll bestehn,
Und über alle, hoch von oben,
Das Banner des Gesetzes wehn!

So laßt uns froh die Gläser leeren,
Und drückt noch einmal ihm die Hand:
Es gilt dem Manne, den wir ehren,
Es gilt dem deutschen Vaterland!
Es gilt dem kommenden Geschlechte,
Es gilt dem künft′gen Morgenrot,
Der Freiheit gilt es und dem Rechte,
Es gilt dem Leben und dem Tod!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: An Dahlmann von Robert Eduard Prutz

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An Dahlmann“ von Robert Eduard Prutz ist eine feierliche Abschieds- und Glückwunschadresse an einen Mann namens Dahlmann, der sich von seinen Freunden verabschiedet, um neue Aufgaben zu übernehmen. Es ist ein Gedicht voller Hoffnung, Patriotismus und dem Aufruf zum Kampf für Freiheit und Recht.

In den ersten beiden Strophen wird die Abschiedssituation beschrieben, die jedoch durch die Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft und die Anerkennung der Bedeutung Dahlmanns gemildert wird. Die Zecher, die Freunde, heben ein letztes Mal die Gläser und wünschen Dahlmann Glück. Die Sonne der Erfüllung lacht, was darauf hindeutet, dass Dahlmann nach Zeiten der Not nun einen positiven Wendepunkt in seinem Leben erreicht hat. Gleichzeitig wird angedeutet, dass Dahlmann von den „Göttern“ auserwählt wurde, um eine wichtige Rolle in der Welt zu spielen, und die Geschichte fordert ihn. Das Gedicht verbindet also Abschiedsschmerz mit Freude über die bevorstehende Veränderung und Ehrung der neuen Mission.

Die folgenden Strophen beschreiben die neue Rolle Dahlmanns und sein Engagement für die Ideale der Zeit. Er wird als „Mann der Zeit“ und als Kämpfer im „Schlachtfeld der Zeit“ bezeichnet. Er soll sich mit freier Rede und freiem Wort gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung einsetzen. Prutz ruft Dahlmann dazu auf, den Samen der Zukunft zu streuen, ein Pilot im Sturm zu sein, ein Blitz, der die Wolken durchbricht, und ein leuchtender Stern am Himmel zu werden. Diese Metaphern unterstreichen die wichtige und herausfordernde Rolle, die Dahlmann zugedacht wird.

Die letzten beiden Strophen sind ein Ausblick auf die erhoffte Zukunft, in der Freiheit und Recht triumphieren werden. Dahlmann wird als Vorbote einer besseren Zeit gesehen, in der die Orakel die Ankunft eines neuen Tages prophezeien. Das Gedicht endet mit einem Toast auf Dahlmann, das deutsche Vaterland, die kommende Generation, die Freiheit, das Recht, das Leben und den Tod. Diese Schlussverse verstärken das Gefühl der Hoffnung und des Engagements für die Ideale des Fortschritts und der Gerechtigkeit, die durch Dahlmann verkörpert werden. Das Gedicht wird zu einer Hymne auf die Ideale der bürgerlichen Freiheitsbewegung.

Insgesamt ist das Gedicht eine ergreifende Würdigung eines Freundes, der eine wichtige Rolle in der Gesellschaft einnehmen soll, und ein Ausdruck der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die durch die Ideale der Freiheit und des Rechts geprägt sein wird. Die Sprache ist pathetisch, aber voller Hoffnung und Zuversicht, und die Verwendung von Metaphern und Bildern verleiht dem Gedicht eine feierliche und inspirierende Qualität.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.