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Der Marmor-Karren

Von

Paris

Auf Pferde, sieben ziehende, verteilt,
verwandelt Niebewegtes sich in Schritte;
denn was hochmütig in des Marmors Mitte
an Alter, Widerstand und All verweilt,

das zeigt sich unter Menschen. Siehe, nicht
unkenntlich, unter irgend einem Namen,
nein: wie der Held das Drängen in den Dramen
erst sichtbar macht und plötzlich unterbricht:

so kommt es durch den stauenden Verlauf
des Tages, kommt in seinem ganzen Staate,
als ob ein großer Triumphator nahte

langsam zuletzt; und langsam vor ihm her
Gefangene, von seiner Schwere schwer.
Und naht noch immer und hält alles auf.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Der Marmor-Karren von Rainer Maria Rilke

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Marmor-Karren“ von Rainer Maria Rilke beschreibt die langsame, majestätische Bewegung eines Marmorblocks durch Paris. Es ist ein Gedicht, das von der Transformation des Unbeweglichen in Bewegung, von der Macht der Kunst und der Zeit handelt. Der „Marmor-Karren“ selbst ist dabei nicht nur ein physischer Gegenstand, sondern ein Symbol für die Kunst, die in ihrer zeitlosen Schönheit und Erhabenheit die menschliche Welt beeinflusst.

Das Gedicht beginnt mit der Beschreibung der Pferde, die den Karren ziehen und damit die statische Natur des Marmors in Bewegung setzen. Die Verwendung von Wörtern wie „verwandelt“ und „Schritte“ betont diesen Übergang. Der Marmorblock, der im ersten Quartett als „Niebewegtes“ bezeichnet wird, wird durch die Bewegung und die Anwesenheit der Menschen sichtbar und erlebbar. Hier wird eine Verbindung zwischen dem Unvergänglichen und dem Vergänglichen, der Kunst und dem Leben hergestellt. Die Metapher des „Helden“, der das „Drängen in den Dramen“ erst sichtbar macht, verdeutlicht die transformative Kraft, die von dem Marmorblock ausgeht.

Der zweite Teil des Gedichts widmet sich der langsamen Bewegung des Karrens durch den Tag. Die Wiederholung von „langsam“ betont die erhabene und bedächtige Bewegung, die an einen Triumphzug erinnert. Der Marmorblock wird mit einem „großen Triumphator“ verglichen, der von „Gefangenen“ begleitet wird, die von seiner Schwere „schwer“ sind. Diese Bilder deuten auf die Macht und den Einfluss der Kunst hin, die die Menschen in ihren Bann zieht und ihre Aufmerksamkeit fesselt. Die „Gefangenen“ könnten dabei sowohl die Betrachter als auch die Künstler selbst symbolisieren, die sich der Macht und der Schönheit des Marmors bzw. der Kunst unterordnen.

Das Gedicht endet mit einer eindringlichen Botschaft: „Und naht noch immer und hält alles auf.“ Dieser letzte Vers fasst die zentrale Idee des Gedichts zusammen: Die Kunst, verkörpert durch den Marmorblock, bewegt sich unaufhaltsam durch die Zeit und hält alles, was sie berührt, an. Sie verlangsamt die Hast des Alltags und lenkt die Aufmerksamkeit auf ihre eigene zeitlose Schönheit. Rilkes Gedicht ist somit eine Hommage an die Kunst, die in ihrer Beständigkeit und ihrem Einfluss die menschliche Erfahrung bereichert und prägt. Es lädt den Leser ein, die Welt aus einer neuen Perspektive zu betrachten, in der das Unbewegliche durch die Kunst in Bewegung gesetzt wird und die Zeit stillzustehen scheint.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.