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Wenn′s Pfingsten regnet

Von

Oben aus dem Fahnenhaus
Guckt das schwarze Wettermännchen raus,
Spreizt die Beine und grinst uns an;
Schäme dich, alter Wettermann!
Am Ostersonntag, vor sieben Wochen,
Hast du dem Fritze fest versprochen,
Daß zu Pfingsten, im Monat Mai,
Das allerschönste Wetter sei.
Und nun regnets, liebe Not,
Alle hellen Blüten tot,
Sie liegen da wie nasser Schnee,
Auf den Wegen steht See an See;
Ja, wenn wir schon drinnen baden könnten,
Wie die Spatzen oder die Enten!
Wir dürfen aber garnicht raus,
Sehn so mucksch wie Maulwürfe aus;
Röch nicht der Kuchen so lecker her,
Wüßt man gar nicht, daß Feiertag wär.
Nicht mal die Pfingstkleider kriegt man an;
Schäme dich, schwarzer Wettermann!

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Gedicht: Wenn′s Pfingsten regnet von Paula Dehmel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Wenn’s Pfingsten regnet“ von Paula Dehmel ist eine humorvolle und kindgerechte Klage über das schlechte Wetter an Pfingsten. Es beginnt mit der Beschreibung des „schwarzen Wettermännchens“, das aus dem Fahnenhaus guckt und grinst, was sofort eine spielerische, fast neckische Atmosphäre erzeugt. Die Ich-Erzählerin, vermutlich ein Kind, wendet sich direkt an das Wettermännchen und wirft ihm vor, für das schlechte Wetter verantwortlich zu sein, da es ursprünglich Sonnenschein versprochen hatte. Dies etabliert den Kern des Gedichts: die Enttäuschung über das verregnete Pfingstfest.

Die folgenden Verse verstärken diese Enttäuschung. Die einst so „hellen Blüten“ sind durch den Regen „tot“, und es steht „See an See“ auf den Wegen, was die Vorstellung von Pfützen und Nässe verstärkt. Das Kind wünscht sich, wie Spatzen oder Enten im Regen spielen zu können, muss aber stattdessen drinnen bleiben, was das Gefühl der Einschränkung und Langeweile verdeutlicht. Der Vergleich mit Maulwürfen, die im Dunkeln leben, verstärkt das Gefühl der Isolation.

Die Autorin fügt jedoch auch einen positiven Aspekt hinzu, um die Stimmung auszugleichen. Der Duft des Kuchens, der lecker herüberweht, weist auf die Freude am Feiertag hin. Ohne den Geruch des Kuchens würde man glatt vergessen, dass überhaupt Feiertag ist. Dies lenkt die Aufmerksamkeit auf die Annehmlichkeiten im Inneren des Hauses und mildert die Enttäuschung über das schlechte Wetter. Doch die verpasste Gelegenheit, die neuen Pfingstkleider zu tragen, wird als weiteres Ärgernis angeführt, wodurch die ursprüngliche Beschwerde über das Wettermännchen wieder aufgenommen und die humorvolle Anklage des Gedichts abgerundet wird.

Insgesamt ist das Gedicht eine charmante Darstellung kindlicher Gefühle von Enttäuschung und Langeweile, aber auch der tröstlichen Freuden, die ein Feiertag trotz widriger Umstände bieten kann. Die Verwendung von einfachen Worten, Reimen und direkter Ansprache macht das Gedicht leicht zugänglich und erzeugt eine warme, vertraute Atmosphäre. Es ist ein humorvolles Porträt des Unmuts, den Kinder über das Wetter empfinden, aber auch ein Loblied auf die kleinen Freuden, die das Leben in der Familie trotz alledem bereithält.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.