Mit Trommel und Trab
Sitzen zwei alte Weiber im Sand,
Spinnen viel feine Fäden über Land,
Über Bäume,
Über Zäune,
Um Stoppel und Dorn,
Immer von vorn.
Für wen sitzen die alten Weiber im Sand,
Spinnen viel feine Fäden über Land?
Für Wildbub Kraushaar,
Kommt alle hundert Jahr′
Mit Trommel und Trab
Vom Himmel herab,
Reißt alle Fäden auf einmal ab,
Macht sich ein′n Mützenpuschel draus
Und lacht die alten Weiber aus!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Mit Trommel und Trab“ von Paula Dehmel beschreibt eine skurrile und kindlich anmutende Szene, in der zwei alte Weiber in scheinbar endloser Arbeit feine Fäden spinnen. Die bildhafte Sprache erzeugt eine Atmosphäre der Fantasie und des Geheimnisvollen, wobei die repetitive Natur ihrer Tätigkeit betont wird. Durch die Verwendung von Reimschema und einfachen Worten wird ein Gefühl der Leichtigkeit und des Märchens erzeugt, das den Leser sofort in die Szene hineinzieht.
Die zentrale Frage des Gedichts – „Für wen sitzen die alten Weiber im Sand?“ – offenbart die Zwecklosigkeit ihrer scheinbar unermüdlichen Arbeit. Die Antwort, die sich auf den Wildbub Kraushaar bezieht, der alle hundert Jahre mit Trommel und Trab vom Himmel herabkommt, gibt der Geschichte eine unerwartete Wendung. Dieser Charakter, der die Fäden zerstört und sich aus ihnen einen Mützenpuschel macht, steht für eine spielerische Zerstörung der mühsamen Arbeit der alten Weiber.
Die Metapher des Spinnens der Fäden könnte als Allegorie für die menschliche Anstrengung und das Streben nach Ordnung interpretiert werden, während Kraushaar die chaotische Natur und die Unberechenbarkeit des Schicksals verkörpert. Die alten Weiber repräsentieren möglicherweise die Beharrlichkeit und die scheinbar endlose Wiederholung menschlicher Bemühungen, die letztendlich durch das spielerische Eingreifen einer höheren Macht zunichte gemacht werden. Der Mützenpuschel, der aus ihren mühevoll gesponnenen Fäden entsteht, unterstreicht die Absurdität dieser Anstrengungen.
Die abschließende Zeile – „Und lacht die alten Weiber aus!“ – verleiht dem Gedicht eine zusätzliche Ebene der Ironie. Kraushaars Lachen betont die Nutzlosigkeit der Arbeit der alten Weiber und unterstreicht die spielerische und letztendlich bedeutungslose Natur dieser Fantasiewelt. Das Gedicht ist eine spielerische Auseinandersetzung mit Themen wie Fleiß, Beständigkeit, Sinnfindung und der Unberechenbarkeit des Lebens, verpackt in eine charmante und leicht zugängliche Form.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.