Der König saß auf seinem Thron
Und sagte: „Lieber guter Sohn,
Hast du das Gift genossen?
Genieß es schleunigst unverdrossen!“
Grausamkeit
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Grausamkeit“ von Paul Scheerbart ist ein kurzes, verstörendes Gedicht, das sich auf eine makabre Szene konzentriert. Es entfaltet in nur vier Versen eine beklemmende Atmosphäre von Autorität, Unterwerfung und einem unausgesprochenen, aber klar angedeuteten Gewaltakt. Der König, in seiner Rolle als Herrscher, steht im Zentrum der Handlung und übt einen Befehl aus, der von einer beunruhigenden Gleichgültigkeit zeugt.
Die zentrale Frage des Gedichts, „Hast du das Gift genossen?“, deutet auf eine dunkle Vorgeschichte hin, deren Einzelheiten im Unklaren bleiben. Die Wiederholung des Wortes „Gift“ unterstreicht die Bedeutung des Todes und der Gefahr, die mit der Situation verbunden ist. Der Befehl des Königs, „Genieß es schleunigst unverdrossen!“, ist besonders verstörend, da er das Opfer anweist, das Gift schnell und ohne Zögern zu konsumieren. Dies vermittelt eine Gefühlskälte und Machtausübung des Königs, die die gesamte Szene prägt.
Scheerbart verzichtet auf jegliche Erläuterungen oder Beschreibungen, um die Wirkung des Gedichts zu verstärken. Durch die knappe Sprache und das Fehlen von Details wird die Fantasie des Lesers angeregt, die Lücken zu füllen und sich die Konsequenzen der Handlung vorzustellen. Der Kontrast zwischen der Autorität des Königs und der Unterwerfung des Sohnes, die durch die Verwendung des Wortes „lieber guter Sohn“ in Verbindung mit der Aufforderung zum Giftkonsum noch verstärkt wird, erzeugt eine starke emotionale Wirkung.
Das Gedicht kann als Kritik an Machtstrukturen und der daraus resultierenden Grausamkeit interpretiert werden. Der König symbolisiert die absolute Macht, die keine Rücksicht auf das Leben oder die Gefühle anderer nimmt. Die Kürze und der prägnante Stil des Gedichts verstärken seine Wirkung und machen es zu einem eindringlichen Kommentar zur menschlichen Natur und den dunklen Aspekten von Herrschaft und Autorität.
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Lizenz und Verwendung
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