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Gemeinplatz

Von

Ich lobe mir die Freiheit auf den Gassen,
Jedoch das Weib soll man zu Hause lassen.

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Gedicht: Gemeinplatz von Paul Scheerbart

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Gemeinplatz“ von Paul Scheerbart ist eine pointierte und ironische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Konventionen und der vermeintlichen Freiheit des Mannes. Es präsentiert in zwei Versen eine scheinbar einfache, aber tiefgründige Aussage, die durch ihren Kontrast und ihre Kürze eine unerwartete Wirkung entfaltet.

Die erste Zeile „Ich lobe mir die Freiheit auf den Gassen“ etabliert ein Bild von Freiheit und Ungebundenheit, vermutlich mit einem Bezug zur männlichen Sphäre. Der Autor bekennt sich zur Freiheit im öffentlichen Raum, zu der scheinbar unbeschränkten Möglichkeit, sich frei zu bewegen und zu vergnügen. Der Gebrauch des Wortes „lobe“ deutet auf eine bewusste und aktive Wahl hin, die die Freude an dieser Freiheit unterstreicht.

Die zweite Zeile „Jedoch das Weib soll man zu Hause lassen“ konterkariert diese anfängliche Begeisterung. Der scheinbar einfache Satz enthüllt eine subtile, aber deutliche Einschränkung der Freiheit, die zuvor angepriesen wurde. Die Anweisung, „das Weib“ zu Hause zu lassen, impliziert eine Trennung zwischen der öffentlichen und der privaten Sphäre, sowie eine unterschiedliche Behandlung von Männern und Frauen. Dies deutet auf eine traditionelle Rollenverteilung hin, in der die Frau als Hausfrau und Hüterin des Zuhauses gesehen wird, während der Mann die Freiheit im öffentlichen Raum genießt.

Die Ironie des Gedichts liegt in der scheinbaren Selbstverständlichkeit der Aussage. Scheerbart präsentiert eine vermeintliche Wahrheit, die auf einem gängigen „Gemeinplatz“ der Gesellschaft basiert. Indem er diese Konvention in knappen Worten formuliert, hinterfragt er implizit deren Berechtigung. Das Gedicht lädt den Leser ein, über die Natur von Freiheit und Gleichheit nachzudenken und die Widersprüche in gesellschaftlichen Erwartungen und Geschlechterrollen zu erkennen. Die Kürze des Gedichts verstärkt seine Wirkung, da es dem Leser Raum für eigene Interpretationen und Reflexionen lässt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.