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An seine Boten

Von

Geht, ihr meine Tränen, geht
und erweichet der ihr Herze,
die wie eine Klippe steht,
unbewegt von meinem Schmerze,
die das, was mein Herze bricht,
sieht und wills doch sehen nicht!

Fliegt, ihr meine Seufzer ihr,
nehmet eure Kraft zusammen!
Blaset, wie ihr tut bei mir,
auf bei ihr die Liebesflammen,
daß sie, wenn sie sieht auf mich,
lichter Lohe brenn′ als ich!

Meine Boten, so fahrt hin,
schafft mir Rat, so viel ihr könnet,
und vergnüget meinen Sin,
der sich selbsten kaum besinnet!
Bringt nicht ihr mir ihre Gunst,
so ist alle Kunst umsunst.

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Gedicht: An seine Boten von Paul Fleming

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An seine Boten“ von Paul Fleming ist eine leidenschaftliche Liebeserklärung, die sich in Form einer Anrufung an die eigenen Tränen und Seufzer richtet. Es ist ein Appell an diese personifizierten Boten, die Geliebte zu erweichen und ihre Zuneigung zu erwecken. Der Dichter drückt in diesem Sonett seine Verzweiflung und sein Sehnen nach der unerreichbaren Liebe aus, indem er seine Emotionen in Bilder von Klippen und Flammen kleidet. Die Struktur des Gedichts, ein Sonett mit zwei Quartetten und zwei Terzetten, verstärkt die Intensität der Gefühle und die Dringlichkeit des Anliegens.

In den ersten beiden Strophen werden die Tränen und Seufzer als Boten beschrieben, die die harte, unbewegliche Geliebte erreichen sollen. Die Metaphern „Klippe“ und „Liebesflammen“ verdeutlichen die Gegensätze: die Unnahbarkeit der Geliebten im Vergleich zur brennenden Leidenschaft des Dichters. Die Bitte, dass die Geliebte „lichter Lohe brenn'“ als der Dichter selbst, zeigt das verzweifelte Bestreben nach Gegenseitigkeit. Das Gedicht ist somit nicht nur eine Klage über unerwiderte Liebe, sondern auch ein Ausdruck der Hoffnung, dass die eigene Leidenschaft die Geliebte ergreifen und verändern möge.

Die letzten beiden Strophen konzentrieren sich auf die Notwendigkeit eines positiven Ergebnisses. Der Dichter bittet seine Boten, ihm „Rat“ zu bringen und seinen „Sinn“ zu „vergnügen“. Die Abhängigkeit von der Gunst der Geliebten wird in der abschließenden Zeile („so ist alle Kunst umsunst“) deutlich zum Ausdruck gebracht. Nur wenn die Liebe erwidert wird, hat das gesamte Bemühen einen Sinn. Diese Zeile unterstreicht die Verzweiflung des Dichters, aber auch die Bedeutung der Liebe als alles entscheidende Kraft in seinem Leben.

Die Sprache des Gedichts ist typisch für die Barockzeit, mit ihren expressiven Bildern, Personifikationen und rhetorischen Fragen. Fleming nutzt diese Mittel, um die Tiefe seiner Gefühle auszudrücken und die Dramatik der Situation zu verstärken. Die metrische Struktur und der Reim unterstützen die musikalische Qualität des Gedichts und tragen dazu bei, die Emotionen des Dichters unmittelbar erlebbar zu machen. Das Gedicht ist ein eindrucksvolles Beispiel für die barocke Liebeslyrik, die von Leidenschaft, Sehnsucht und der Unwägbarkeit der menschlichen Beziehungen geprägt ist.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.