Ich hoff, du läßt mich nicht allein,
seit du nun bist mein höchster Gral,
der alles Leid verdecket.
Dein steter Diener ewiglich
so will ich sein, du minniglich,
kürlich für aller Frauen Zahl
mit reichem Schatz bestecket.
Ich hoff, du läßt mich nicht allein…
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Ich hoff, du läßt mich nicht allein…“ von Oswald von Wolkenstein ist eine Liebeserklärung, die von tiefer Anhänglichkeit und Hingabe geprägt ist. Es drückt die Hoffnung des Sprechers aus, von der geliebten Person nicht verlassen zu werden, da diese nun zum Mittelpunkt seines Lebens, seinem „höchsten Gral“, geworden ist. Der Gral als Metapher steht für das höchste Gut, die Erfüllung und den Sehnsuchtsort, was die immense Bedeutung der geliebten Person für den Sprecher verdeutlicht.
Die Verse betonen die alles verbergende und überdeckende Kraft der Liebe. Das „alles Leid verdecket“ impliziert, dass die Anwesenheit der Geliebten alle Schmerzen und Sorgen des Sprechers auslöscht und ihm Trost spendet. Die Sprache ist formell und ehrenvoll, was typisch für die höfische Minne ist. Der Sprecher positioniert sich als „steter Diener ewiglich“, was seine unerschütterliche Loyalität und seinen Wunsch nach ewiger Verbundenheit unterstreicht.
Die Anrede „du minniglich“ zeugt von Zärtlichkeit und Verehrung. Wolkenstein verwendet hier das Wort „kürlich“ – also auserwählt oder besonders – im Zusammenhang mit der geliebten Frau, um ihre Einzigartigkeit und ihre besondere Stellung hervorzuheben. Der Vers „kürlich für aller Frauen Zahl“ betont, dass die Geliebte für den Sprecher etwas ganz Besonderes ist, weit über alle anderen Frauen hinaus. Die Beschreibung „mit reichem Schatz bestecket“ deutet auf äußere und innere Schönheit und Wertigkeit der Geliebten hin.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht eine klassische Huldigung an die geliebte Person ist. Es vereint Elemente der Verehrung, Loyalität und der Hoffnung auf eine dauerhafte Beziehung. Durch die Verwendung von Metaphern wie dem „Gral“ und der Beschreibung der geliebten Person als „kürlich“ und „mit reichem Schatz bestecket“, vermittelt das Gedicht ein Bild von erhabener Liebe und unerschütterlicher Hingabe.
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Lizenz und Verwendung
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