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Lorenzo di Medici (1)

Von

Die niedren Hütten, wie die stolzen Hallen
Firenze′s sind erfüllt von Gram und Schweigen,
Die schönste Jungfrau, edel sonder Gleichen,

Die dort gewohnet, ist dem Tod gefallen,
Zu ihrer Bahre Ströme Volkes wallen;

Ein Jeder will vor ihr die Kniee neigen,
Ihm däucht an dieser lieblichsten der Leichen,

Es sei der Schönheit Reich mit ihr zerfallen,
Denn, wie die Sonne, eh′ sie niedergeht,

Noch ihre vollste Gluth der Erde sendet,
Im letzten Blick den höchsten Reiz verschwendet –

So hat im Leben selbst sie nie umweht

Ein solcher Zauber, solcher Schönheit Fülle,
Als schadenfroh der Tod leiht ihrer Hülle!

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Gedicht: Lorenzo di Medici (1) von Luise Büchner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Lorenzo di Medici (1)“ von Luise Büchner zeichnet ein melancholisches Bild von Trauer und Verlust in der Stadt Florenz. Die Eröffnungsworte „Die niedren Hütten, wie die stolzen Hallen/Firenze′s sind erfüllt von Gram und Schweigen“ etablieren sofort eine Atmosphäre der Stille und des Schmerzes, die die gesamte Stadt durchdringt. Der Verlust einer „schönsten Jungfrau, edel sonder Gleichen“ ist der zentrale Anlass für diese tiefe Betroffenheit. Die beschreibende Sprache und die Verwendung von Begriffen wie „Gram“ und „Schweigen“ verstärken das Gefühl der Trauer und des Verlustes.

Die zweite Strophe verstärkt die kollektive Trauer, indem sie die „Ströme Volkes“ beschreibt, die zum Sarg der Verstorbenen wallen. Die Menschen wollen sich vor der Toten verneigen, was die hohe Wertschätzung und Bewunderung für sie verdeutlicht. Der Gedanke, dass „der Schönheit Reich mit ihr zerfallen“ ist, deutet auf eine existentielle Krise hin, da mit ihrem Tod etwas Wertvolles und Unwiederbringliches verloren geht. Dies unterstreicht die Vergänglichkeit des Lebens und die Macht des Todes, der selbst die Schönheit und Anmut für immer zu zerstören vermag.

Die Metapher der Sonne, die vor ihrem Untergang ihre „vollste Gluth“ und den „höchsten Reiz“ verschwendet, dient als Vergleich für die Schönheit und Anmut der Verstorbenen. Wie die Sonne kurz vor ihrem Verschwinden am Himmel noch einmal ihre ganze Pracht entfaltet, so hat die Jungfrau in ihrem Leben ihre Schönheit maximal ausgedrückt. Dies erzeugt eine ergreifende und poetische Beschreibung, die die Intensität des Verlustes noch verstärkt. Die letzten Zeilen heben hervor, dass ein solches Ausmaß an Zauber und Schönheit im Leben selbst nie erreicht wurde.

Der letzte Vers, „Als schadenfroh der Tod leiht ihrer Hülle!“, ist besonders bemerkenswert. Er personifiziert den Tod und gibt ihm eine schadenfrohe Natur, als ob er mit der Schönheit der Verstorbenen spielt. Dies verstärkt das Gefühl der Tragik, indem es dem Tod eine aktive Rolle in der Zerstörung der Schönheit und des Lebens zuschreibt. Insgesamt ist das Gedicht eine elegische Reflexion über Schönheit, Verlust und die Macht des Todes, die durch die kraftvolle Bildsprache und die subtile Gestaltung von Stimmungen einen tiefen Eindruck hinterlässt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.