n dunkler Gartenlaube ein bleiches Mädchen stand,
 Sie hielt zwei duft′ge Rosen in ihrer weißen Hand;
 Und in den Kelch der rothen schaut sie mit trübem Schmerz:
 So glühte und so prangte auch einst mein junges Herz;
 So trank′s in heißen Zügen des Lebens Morgenluft,
 So quoll aus seinem Innern der Liebe süßer Duft.
 Jetzt gleicht′s der weißen Rose, so kalt ist es und mild,
 Wohl ruht darin geborgen manch′ liebes, theures Bild,
 Doch ist sein Feu′r erloschen, sein Klopfen fühl′ ich kaum,
 Bald werd′ im Grab vergessen ich ganz der Jugend Traum.
 Und wenn auf meinem Hügel dann weiße Rosen blüh′n,
 So laßt an ihrer Seite auch rothe Knospen glüh′n,
 Den Schläfer einst zu nennen, des Denksteins braucht es nicht,
 Mein Hoffen und Entsagen aus ihren Kelchen spricht!«
Die Rosen
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Die Rosen“ von Luise Büchner ist eine melancholische Betrachtung über das Vergehen der Jugend und die Transformation der Gefühle. Es schildert die innere Verwandlung einer jungen Frau, die sich in einer dunklen Gartenlaube mit den Rosen ihres Lebens auseinandersetzt. Der Kontrast zwischen der glühenden, roten Rose, die für die leidenschaftliche Jugend steht, und der weißen Rose, die das gegenwärtige, abgekühlte Herz repräsentiert, bildet das zentrale Motiv.
Die Verwendung der Rosen als Metaphern ist zentral für das Verständnis des Gedichts. Die roten Rosen verkörpern die Lebendigkeit, die Begeisterung und die Intensität der Jugend, während die weißen Rosen für die Kühle, die Ruhe und das Vergehen dieser Leidenschaften stehen. Die Beobachtung der Frau in ihrer weißen Hand, die sowohl die roten als auch die weißen Rosen hält, symbolisiert das Nebeneinander von Vergangenheit und Gegenwart, von Hoffnung und Enttäuschung. Das lyrische Ich erinnert sich an die „heißen Züge“ des Lebens, an die „Liebe süßer Duft“, der einst aus ihrem Herzen quoll.
Die zweite Hälfte des Gedichts verschiebt den Fokus von der Vergangenheit in die Zukunft, vom individuellen Erleben zur universellen Erfahrung des Vergessens. Die Frau blickt ihrem eigenen Tod entgegen und wünscht sich, dass auf ihrem Grab sowohl rote als auch weiße Rosen blühen. Dies ist ein berührender Appell für die Erinnerung an ihr vergangenes Leben. Die roten Rosen sollen an ihre einstigen Gefühle erinnern, während die weißen Rosen die Akzeptanz der Vergänglichkeit symbolisieren.
Das Gedicht ist geprägt von einer tiefen Melancholie, die sich in der Beschreibung der „trüben Schmerz“ widerspiegelt. Die Natur der Sprache ist schlicht und direkt, wobei die Wahl der Worte eine subtile, aber effektive Wirkung erzielt. Der Ausdruck von „Feu’r erloschen“ und „Klopfen fühl‘ ich kaum“ deutet auf eine ergreifende Resignation hin. Das Gedicht gipfelt in einer subtilen Botschaft von Erinnerung und Akzeptanz. Die Worte der Frau am Ende bekräftigen die Überzeugung, dass ihre Geschichte in den Blumen widergespiegelt wird.
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