Schweigend ruht des Rheines Spiegel,
 Golden schwebt der Mond darüber,
 Senket aus den blauen Höhen
 Eine Strahlenbrücke nieder.
Und sie taucht die lichten Pfeiler
 In die tiefe, dunkle Welle,
 Daß vor Wonne leise bebet
 Glanzumwoben ihre Schwelle.
Dampfumhüllet, schwarz und nächtig,
 Kommt das Schiff einhergeflogen,
 Schneidet brausend mitten innen
 Durch der Brücke goldnen Bogen.
Die so stille und so prächtig
 Festgezimmert hat gestanden,
 Ist zertrümmert, ist zerborsten
 In unzählige Demanten.
Zuckend fliegen sie wie Blitze
 Ueber die bewegten Fluthen,
 Wo der heit′re Bau sich wölbte,
 Wogt ein wildes Meer von Gluthen.
Ach! so zieht durch eine Seele
 Oft das Schicksal schwarz und mächtig,
 Das in′s Leben schlug die Brücke
 Auch so golden, froh und prächtig!
Aber sieh – das Schiff enteilet,
 Ruhe deckt die Wasser wieder,
 Und auf′s Neue hell und golden
 Senket sich die Brücke nieder.
Wie versöhnet, ihre Strahlen
 Wieder in einander rinnen,
 Ahnet Niemand, daß sie eben
 War zerschnitten mitten innen.
Armes Herz! dem so gewaltsam
 Ward der goldne Bau zersplittert,
 Daß es mild erbebend schläget,
 Von dem tiefsten Weh durchzittert;
Reicher, goldner als die Brücke
 Strahlest du nach deinen Wunden,
 Hast versöhnt und ganz dich wieder
 In dir selbst zurecht gefunden!

