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Die Glockenstimmen erschallen

Von

Die Glockenstimmen erschallen,
Mild leuchtet der Abendstern,
Und feierlich kündet ihr Hallen
Die Auferstehung des Herrn.

Ihr hellen Osterglocken,
Ich hört′ euch schon manches Jahr,
Bald unter Scherz und Frohlocken,
Bald wenn ich in Thränen war.

Heut′ tönt mir euer Läuten
So trüb′ und so ahnungsvoll,
Nicht weiß ich, was mir bedeuten
Das ernste Hallen soll.

Wie mög′t ihr mir wohl erklingen,
Wenn wieder ein Jahr hinab?
Wie Weinen, wie fröhlich Singen,
Oder auf meinem Grab?

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Gedicht: Die Glockenstimmen erschallen von Luise Büchner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Glockenstimmen erschallen“ von Luise Büchner ist eine Reflexion über die Vergänglichkeit des Lebens, eingebettet in die Atmosphäre des Osterfestes. Es thematisiert die religiöse Freude und die tiefe Melancholie, die mit dem Zyklus von Leben, Tod und Wiedergeburt verbunden sind. Die Autorin verwendet die Glocken als ein zentrales Motiv, das die verschiedenen Stimmungen und Erfahrungen der Sprecherin im Laufe ihres Lebens widerspiegelt.

Die ersten beiden Strophen etablieren den Kontext und die Beziehung der Sprecherin zu den Glocken. Die „mild“ leuchtende Abenddämmerung und der „feierlich“ verkündende Klang der Glocken, der die Auferstehung des Herrn ankündigt, erzeugen eine Atmosphäre der Kontemplation und Spiritualität. Die Sprecherin verbindet ihre eigenen Lebenserfahrungen mit dem Klang der Glocken und deutet auf eine persönliche Beziehung zu diesem Symbol hin. Sie hat die Glocken schon „manches Jahr“ gehört, sowohl in Momenten des „Scherz“ und der „Frohlocken“ als auch in Zeiten der Trauer und Tränen. Dies deutet auf ein Leben voller Höhen und Tiefen hin, in dem die Glocken stets als Begleiter dienten.

In den letzten beiden Strophen ändert sich der Ton des Gedichts. Das Läuten der Glocken klingt „trüb“ und „ahnungsvoll“. Die Sprecherin fragt sich, was dieses ernste Hallen bedeutet und blickt mit einer gewissen Ungewissheit in die Zukunft. Die zentrale Frage des Gedichts wird gestellt: Wie werden die Glocken wohl im kommenden Jahr erklingen? Wird es wieder fröhliches Singen geben oder wird der Klang des Glockenspiels über ihrem Grab zu vernehmen sein? Dies verdeutlicht die Auseinandersetzung der Sprecherin mit der eigenen Sterblichkeit und der Ungewissheit des Lebensweges.

Das Gedicht greift zentrale Themen des Osterfestes wie Auferstehung und Hoffnung auf, die jedoch durch die persönliche Reflexion der Sprecherin in einen Kontext der Vergänglichkeit gesetzt werden. Büchner nutzt die Glocken als Metapher für die ständige Wiederholung von Lebenszyklen und die wechselnden Gefühle, die damit einhergehen. Die einfache, klare Sprache und der harmonische Reim tragen zur Wirkung des Gedichts bei und machen es zu einer tiefgründigen Betrachtung über die großen Fragen des Lebens und des Todes, eingebettet in die religiöse Tradition.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.