Sehnend erhebt sich mein Geist, bemüht sich die Schranken zu brechen.
Es ist dem Freien noch nicht schimpflich der Fittig gelähmt.
Nicht durch Vorurtheil umdämmt, durchkreiset er höh’re Regionen,
Liebend verweilet er dann, Dichtung, in deinem Gebiet.
Was mir das Leben versagt, das find‘ ich in eurer Umarmung.
Musen, das wird mir durch euch, liebevoll reichlich ersetzt.
Neiden die Menschen mich an, verfolgen mich Haß und Verläumdung,
Weinend fleh‘ ich zu euch Trost und Erheitrung wird mir.
Muthig ertrag‘ ich den Schmerz, mir ward für die Mißgunst ein Lächeln,
Stolzer erhebt sich die Brust, muthiger wallt mir das Blut.
Denn von den Göttern ward mir die Gab‘ des Gesanges verliehen,
Dankbar erkenn‘ ich die Gunst, die ja nur Wenigen ward.
Murre nicht mit dem Geschick, wenn drohende Blitze es schleudert,
Duldend ertrag‘ ich sie, sie treffen kein schuldiges Haupt.
Bieten die Menschen mir Trotz, ich will nicht vor ihnen mich beugen,
Stolzer nur schlägt mir das Herz, schreckt mich nicht Wetter noch Sturm.
Dichtung
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Dichtung“ von Kathinka Zitz ist eine Ode an die Poesie und ihren Trost- und Kraftspendenden Einfluss im Angesicht von Widrigkeiten. Es ist eine persönliche Erklärung der Dichterin, in der sie ihre tiefe Verbundenheit zur Kunst, insbesondere zur Dichtung, zum Ausdruck bringt und die transformative Kraft der Poesie hervorhebt.
Das Gedicht beginnt mit einer Sehnsucht nach Freiheit und dem Drang, die Grenzen des Alltäglichen zu überwinden. Der „Geist“ der Dichterin, der „Fittig“ noch nicht gelähmt, strebt danach, höhere Regionen zu erreichen und sich in der Welt der Dichtung zu entfalten. Die Dichtung wird hier als ein Zufluchtsort dargestellt, der das ausgleicht, was das Leben der Dichterin versagt. In der Umarmung der Musen findet sie Trost und Ersatz für die Entbehrungen und das Leid, das ihr widerfährt.
Die zweite Hälfte des Gedichts thematisiert die Reaktion der Dichterin auf die Ungunst der Welt. Hass, Verleumdung, Missgunst und Schmerz werden erwähnt, doch die Dichterin reagiert darauf mit Mut und Stärke. Sie findet Trost und Erheitrung in der Dichtung und empfängt ein Lächeln für die Missgunst. Diese widerstandsfähige Haltung wird durch ihr Vertrauen in ihre Gaben der Kunst und ihre Dankbarkeit gegenüber den Göttern genährt, welche ihr die Gabe des Gesanges verliehen haben. Die Zeilen zeigen die Fähigkeit der Dichtung, Trost, Kraft und einen Sinn in einer von Widrigkeiten geprägten Welt zu finden.
Das Gedicht gipfelt in einer Haltung der Unbeugsamkeit und des Trotz‘ gegenüber den Herausforderungen des Lebens. Die Dichterin weigert sich, sich vor Menschen zu beugen, und lässt sich weder von Wetter noch Sturm einschüchtern. Diese Zeilen verdeutlichen die transformative Kraft der Dichtung, die es der Dichterin ermöglicht, Widrigkeiten zu überwinden und ihre innere Stärke zu bewahren. Durch die Dichtung findet sie nicht nur Trost, sondern auch eine Quelle der Inspiration und des Selbstbewusstseins.
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