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An den römischen Kaiser Joseph den Zweiten

Von

Von deinen Siegen, Cäsar Germanicus,
Singt mein gerechtes Loblied den ersten Sieg:
Wie du, zu groß dem Eifergeiste,
Preußens erhabenen König aufsuchst,

In Landen aufsuchst, welche sein Schwert, sein Glück,
Sein Recht vom Erbe deiner Erzeugerin
Getrennt, in ihm den weisen Vater
Ehrend, den biedersten Freund eroberst

Und seiner Feldherrntugenden höchste dir
Erstrebst, dein weites Reich zu befestigen,
Ihn selber nimmer zu bekämpfen:
Josephs des Volkererhalters Eidschwur.

O, deiner Thaten erste strahlt herrlicher
In eines Gottes Augen, als Ilions
Und Babylons Eroberungen,
Oder die Schlachten der Zingiskane,

Geh‘ nun in deiner rühmlichen Laufbahn fort,
Und leuchte künftig (unter der glänzenden,
Gekrönten Reihe deiner Ahnherrn,
Groß in den Künsten der Triumphirer,

In allen Friedenskünsten der größere,)
Gleich dieses Erdballs Sonne bei tausenden
Des grenzenlosen blauen Aethers
Sichtbar allein und allein erwärmend.

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Gedicht: An den römischen Kaiser Joseph den Zweiten von Karl Wilhelm Ramler

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An den römischen Kaiser Joseph den Zweiten“ von Karl Wilhelm Ramler ist eine Huldigung an Kaiser Joseph II. und dessen diplomatisches Vorgehen gegenüber Friedrich dem Großen von Preußen. Es feiert den Frieden und die Verständigung zwischen den beiden Herrschern, im Gegensatz zu den üblichen kriegerischen Auseinandersetzungen der Zeit. Der Dichter preist die Weisheit Josephs, der durch Freundschaft und diplomatische Annäherung den preußischen König für sich gewinnt, anstatt ihn zu bekämpfen. Dies wird als ein bedeutenderer Sieg gewertet als die militärischen Eroberungen, die in der Geschichte oft glorifiziert wurden.

Ramler verwendet in dem Gedicht einen pathetischen, feierlichen Ton. Die Anrede „Cäsar Germanicus“ und die Verwendung von Adjektiven wie „gerecht“, „erhaben“ und „biederst“ dienen dazu, die Größe und Tugendhaftigkeit der beiden Herrscher hervorzuheben. Das Gedicht ist reich an rhetorischen Figuren, wie beispielsweise der Anapher („In Landen aufsuchst, in ihm“), die die Bedeutung der Handlung Josephs unterstreicht. Die Vergleiche mit den Eroberungen von Ilion (Troja), Babylon und Dschingis Khan dienen dazu, die friedliche Vorgehensweise Josephs in den Kontext der Weltgeschichte zu stellen und als etwas Außergewöhnliches und Wertvolles zu kennzeichnen.

Die Kernbotschaft des Gedichts liegt in der Betonung des Friedens als höchstes Gut. Josephs Entscheidung, Friedrich den Großen durch Freundschaft zu gewinnen, wird als ein Akt der Weisheit und Weitsicht gelobt, der dem Wohl des Volkes dient. Ramler appelliert an die Bedeutung der Verständigung und der Diplomatie, im Gegensatz zu kriegerischen Auseinandersetzungen, die in der Geschichte oft gefeiert wurden. Die letzten Strophen, in denen Joseph als „Sonne“ des Erdballs dargestellt wird, unterstreichen die universelle Bedeutung seiner friedlichen Taten.

Das Gedicht spiegelt die Aufklärungsideale wider, in denen Vernunft, Humanität und Frieden als erstrebenswerte Ziele galten. Ramler lobt Josephs Politik, die von Vernunft und dem Wunsch nach einem geeinten, friedlichen Reich geprägt ist. Die Wahl der friedlichen Methode und der diplomatischen Lösung wird als Weg zur Größe und zum Ruhm dargestellt, der dem Wert militärischer Eroberungen überlegen ist. Durch die Huldigung an Joseph II. und die Erhebung des Friedens zum Ideal, leistet Ramler einen Beitrag zur Verbreitung der Aufklärungsgedanken.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.