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Wanderlied der Prager Studenten

Von

Nach Süden nun sich lenken
Die Vöglein allzumal,
Viel Wandrer lustig schwenken
Die Hüt im Morgenstrahl.
Das sind die Herrn Studenten,
Zum Tor hinaus es geht,
Auf ihren Instrumenten
Sie blasen zum Valet:
Ade in die Läng und Breite
O Prag, wir ziehn in die Weite:
Et habeat bonam pacem,
Qui sedet post fornacem!

Nachts wir durchs Städtlein schweifen,
Die Fenster schimmern weit,
Am Fenster drehn und schleifen
Viel schön geputzte Leut.
Wir blasen vor den Türen
Und haben Durst genug,
Das kommt vom Musizieren,
Herr Wirt, einen frischen Trunk!
Und siehe über ein kleines
Mit einer Kanne Weines
Venit ex sua domo –
Beatus ille homo!

Nun weht schon durch die Wälder
Der kalte Boreas,
Wir streichen durch die Felder,
Von Schnee und Regen naß,
Der Mantel fliegt im Winde,
Zerrissen sind die Schuh,
Da blasen wir geschwinde
Und singen noch dazu:
Beatus ille homo
Qui sedet in sua domo
Et sedet post fornacem
Et habet bonam pacem!

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Gedicht: Wanderlied der Prager Studenten von Joseph von Eichendorff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Wanderlied der Prager Studenten“ von Joseph von Eichendorff ist eine lebendige Darstellung der unbeschwerten Lebensfreude und des Abenteuergeistes von Studenten, die sich auf Wanderschaft begeben. Es fängt die Stimmung des Aufbruchs und der Sehnsucht nach der Ferne ein, gepaart mit einem unerschütterlichen Optimismus, der auch angesichts von Widrigkeiten bestehen bleibt. Das Gedicht ist in drei Strophen unterteilt, die jeweils eine Phase der Wanderung oder ein bestimmtes Erlebnis hervorheben.

In der ersten Strophe wird der Aufbruch der Studenten geschildert. Wie Zugvögel verlassen sie die Stadt, in diesem Fall Prag, und ziehen in die weite Welt hinaus. Die „Hüt im Morgenstrahl“ und die Musik, die sie spielen, symbolisieren ihre Freude und ihren Tatendrang. Der Abschied von Prag, formuliert in den Abschiedsworten, wird mit einer lateinischen Wendung versehen, die eine humorvolle Note einbringt und das Studentenleben mit seinen Eigenheiten andeutet. Die lateinischen Phrasen, die immer wieder auftauchen, unterstreichen den Gelehrtenhintergrund und die damit verbundene gelehrte Freude an den lateinischen Ausdrücken.

Die zweite Strophe beschreibt die nächtlichen Streifzüge der Studenten durch die Städte, in denen sie auf ihrer Reise Station machen. Sie schildern das nächtliche Treiben und die Freude an den Gesängen und der Musik. Sie ziehen durch die Straßen, spielen vor den Türen und bitten um einen „frischen Trunk“. Die Erwähnung von Wein und Geselligkeit zeigt die Lebenslust der Studenten, die das Leben feiern und jede Gelegenheit nutzen, um gemeinsam zu lachen und zu singen. Die lateinische Phrase, die im Anschluss an die Bitte um Getränke folgt, verstärkt noch einmal den humorvollen Aspekt.

Die dritte Strophe wendet sich der Realität der Wanderung zu. Kalter Wind, Regen und Strapazen begleiten die Reisenden. Doch trotz der Widrigkeiten, wie zerrissenen Schuhen und nasser Kleidung, lassen sich die Studenten nicht entmutigen. Sie spielen weiter, singen und halten an ihrer Lebensfreude fest. Am Ende des Gedichts wird die lateinische Wendung wiederholt, diesmal erweitert und mit einer stärkeren Betonung der Heimkehr und des Friedens. Die letzte Zeile des Gedichts, die die lateinische Wendung wiederholt, verstärkt die Botschaft von Ruhe und Zufriedenheit, die im einfachen Zuhause gefunden werden kann – ein Kontrast zur Unruhe des Reisens. Das Gedicht ist ein Loblied auf das Abenteuer, die Freundschaft und die unerschütterliche Lebensfreude, die selbst unter widrigen Umständen erhalten bleibt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.