Soldat sein ist gefährlich,
Studieren sehr beschwerlich,
Das Dichten süß und zierlich,
Der Dichter gar possierlich
In diesen wilden Zeiten.
Ich möcht am liebsten reiten,
Ein gutes Schwert zur Seiten,
Die Laute in der Rechten,
Studentenherz zum Fechten.
Ein wildes Roß ists Leben,
Die Hufe Funken geben,
Wers ehrlich wagt, bezwingt es,
Und wo es tritt, da klingt es!
Lieber alles
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Lieber alles“ von Joseph von Eichendorff ist eine lebhafte und facettenreiche Reflexion über die Wahl des Lebensweges in stürmischen Zeiten. Es beginnt mit einer Aufzählung verschiedener Lebensentwürfe – Soldatentum, Studium, Dichtkunst – und bewertet diese kurz. Der Soldat ist gefährdet, der Student mühsam, der Dichter charmant, doch der Dichter selbst „gar possierlich“, also etwas possenhaft und unterhaltsam. Diese nüchterne Betrachtung der Optionen führt zu einem Entschluss, der durch das „Ich möchte“ und die anschließende Beschreibung des idealen Lebensweges des Erzählers zum Ausdruck kommt.
Die zentrale Metapher des Gedichts ist das „wilde Roß“, das das Leben repräsentiert. Diese Metapher evoziert Bilder von Wildheit, Abenteuer und Risiko. Die „Hufe [die] Funken geben“ unterstreichen die dynamische und kraftvolle Natur des Lebens, das durch das Reiten auf diesem wilden Pferd symbolisiert wird. Der Erzähler wünscht sich nicht nur das Reiten, sondern auch das „gute Schwert zur Seiten“ und die „Laute in der Rechten“ – eine Synthese aus Kampf und Kunst, aus Abenteuer und Ästhetik.
Die Schlussstrophe enthält die Quintessenz der Aussage. „Wers ehrlich wagt, bezwingt es, / Und wo es tritt, da klingt es!“ bedeutet, dass derjenige, der das Leben mit Mut und Aufrichtigkeit angeht, es meistern kann. Das „Klingen“ an den Stellen, wo das Roß auftritt, steht für die Spuren, die der Mensch im Leben hinterlässt – für die Bedeutung, die er durch sein Handeln und seine Erlebnisse erzeugt. Es ist eine Ermutigung, das Leben aktiv anzunehmen, mit all seinen Herausforderungen und Freuden.
Eichendorff verbindet in diesem Gedicht Romantik und Realismus. Einerseits wird die Sehnsucht nach einem abenteuerlichen und künstlerischen Leben ausgedrückt, andererseits wird die Notwendigkeit von Mut und Ehrlichkeit betont, um mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen. Die einfache Sprache, die rhythmische Struktur und die eingängigen Reime machen das Gedicht leicht zugänglich und vermitteln die Botschaft des aktiven Lebens sehr direkt. Es ist ein Plädoyer für ein erfülltes Leben, das sowohl die Kraft des Kampfes als auch die Schönheit der Kunst in sich vereint.
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Lizenz und Verwendung
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