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Wink

Von

Und doch haben sie recht, die ich schelte:
Denn, daß ein Wort nicht einfach gelte,
Das müßte sich wohl von selbst verstehn.
Das Wort ist ein Fächer! Zwischen den Stäben
Blicken ein Paar schöne Augen hervor.
Der Fächer ist nur ein lieblicher Flor,
Er verdeckt mir zwar das Gesicht,
Aber das Mädchen verbirgt er nicht,
Weil das Schönste, was sie besitzt,
Das Auge, mir ins Auge blitzt.

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Gedicht: Wink von Johann Wolfgang von Goethe

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Wink“ von Johann Wolfgang von Goethe beschreibt auf charmante Weise die subtile Kommunikation zwischen zwei Liebenden, wobei das Wort, das in Frage gestellt wird, als der eigentliche „Wink“ fungiert. Das lyrische Ich wendet sich scheinbar an diejenigen, die es kritisiert, um dann die Bedeutung des „Wortes“ zu erläutern, die jedoch eine viel tiefere Bedeutung hat. Der Fächer, der als Metapher dient, ist mehr als nur ein Accessoire; er wird zum Medium der versteckten Botschaft und der verführerischen Andeutung.

Die Metapher des Fächers ist zentral für die Interpretation. Er verdeckt das Gesicht des Mädchens, lässt aber ihre Augen durchblicken. Diese Gegenüberstellung verdeutlicht, dass wahre Kommunikation und Anziehungskraft nicht nur in direkten Worten, sondern auch in den nonverbalen Signalen und subtilen Andeutungen liegen. Das „Auge“, als Fenster zur Seele, ist das „Schönste“, was das Mädchen besitzt, und es spricht Bände. Es ist ein Blick, der „ins Auge blitzt“, also eine schnelle, lebhafte und bedeutungsvolle Interaktion, die mehr aussagt als jedes gesprochene Wort. Der Fächer ist somit ein Hilfsmittel, um dieses Spiel der Blicke zu ermöglichen.

Goethe spielt geschickt mit dem Spannungsverhältnis zwischen Enthüllung und Verhüllung. Das Mädchen wird nicht vollständig verdeckt, sondern durch den Fächer nur in ihren Reizen hervorgehoben. Der Fächer ist ein „lieblicher Flor“, ein zarter Schleier, der die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche lenkt: die Augen. Die Kritik, die das lyrische Ich anfangs anspricht, wird durch die Beschreibung des Winkes entkräftet. Das Wort ist nicht einfach nur ein Wort, sondern eine Geste, ein Spiel, ein Ausdruck der Zuneigung. Die eigentliche Botschaft liegt in der Kommunikation, die hinter den Worten und Gesten verborgen ist.

Das Gedicht feiert die Kunst der Andeutung und die Macht der nonverbalen Kommunikation in der Liebe. Es zeigt, wie vielschichtig und tiefgründig die Interaktion zwischen Menschen sein kann, wenn sie sich auf subtile Zeichen und versteckte Botschaften einlassen. Goethe fängt die Romantik des Verborgenen, die erotische Spannung und die Schönheit des Spiels von Sehen und Gesehenwerden perfekt ein. Das Gedicht ist eine Hommage an die Eleganz der Liebe, die in den kleinsten Gesten und Blicken ihre größten Ausdrucksformen findet.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

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