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Sorge

Von

Kehre nicht in diesem Kreise
Neu und immer neu zurück!
Laß, o laß mir meine Weise,
Gönn′, o gönne mir mein Glück!
Soll ich fliehen? Soll ich′s fassen?
Nun, gezweifelt ist genug.
Willst du mich nicht glücklich lassen,
Sorge, nun so mach′ mich klug!

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Gedicht: Sorge von Johann Wolfgang von Goethe

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Sorge“ von Johann Wolfgang von Goethe ist eine kurze, aber tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Gefühl der Sorge und ihren Auswirkungen auf das persönliche Glück und die Lebensweise des lyrischen Ichs. Es beginnt mit einer eindringlichen Bitte, die Sorge möge ihren Kreislauf beenden und dem Ich Raum für seine eigene Lebensart und sein Glück lassen. Die Wiederholung des „O“ und die Ausrufe „Laß!“ und „Gönn’!“ unterstreichen die Dringlichkeit und Verzweiflung des Sprechers, der sich nach Freiheit von den quälenden Gedanken sehnt.

Der zweite Teil des Gedichts offenbart die innere Zerrissenheit des Ichs. Die Fragen „Soll ich fliehen? Soll ich’s fassen?“ zeigen die Unfähigkeit, sich zwischen Flucht und dem Ergreifen einer Chance zu entscheiden. Das „Gezweifelt ist genug“ deutet auf einen Zustand der mentalen Ermüdung und des Überdrusses an der Unentschlossenheit hin. Es ist ein Moment der Resignation, in dem die Sorge, wenn sie schon nicht das Glück zulassen kann, wenigstens zur Klugheit führen soll.

Die zentrale Metapher ist die Personifizierung der Sorge, die als aktive Kraft dargestellt wird, die das Leben des Ichs beeinflusst und steuert. Goethe macht die Sorge zu einer Gegenüber, mit der man sprechen und verhandeln kann. Dies verdeutlicht die Macht, die die Sorge über den Menschen ausübt. Der Gedichtaufbau ist schlicht und effektiv, mit einem klaren Reimschema (ABAB) und kurzen, prägnanten Versen, die die Direktheit und den emotionalen Gehalt des Gedichts unterstützen.

Die letzte Zeile „Sorge, nun so mach‘ mich klug!“ ist von entscheidender Bedeutung. Sie stellt einen indirekten Appell dar. Wenn die Sorge das Glück nicht zulässt, dann soll sie zumindest zur Erkenntnis und Weisheit führen. Diese Wendung deutet darauf hin, dass das Ich einen positiven Aspekt in der Auseinandersetzung mit der Sorge sucht, indem es sich der Herausforderung stellt und versucht, daraus etwas zu lernen und seine Perspektive zu erweitern. Das Gedicht endet nicht mit einer Lösung, sondern mit einem Angebot an die Sorge.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.