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Nachgefühl

Von

Wenn die Reben wieder blühen,
Rühret sich der Wein im Fasse;
Wenn die Rosen wieder glühen,
Weiß ich nicht, wie mir geschieht.

Tränen rinnen von den Wangen,
Was ich tue, was ich lasse;
Nur ein unbestimmt Verlangen
Fühl′ ich, das die Brust durchglüht.

Und zuletzt muß ich mir sagen,
Wenn ich mich bedenk′ und fasse,
Daß in solchen schönen Tagen
Doris einst für mich geglüht.

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Gedicht: Nachgefühl von Johann Wolfgang von Goethe

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Nachgefühl“ von Johann Wolfgang von Goethe ist eine melancholische Reflexion über Sehnsucht und verlorene Liebe, die durch die Natur evoziert wird. Das Gedicht beginnt mit der Beschreibung des Aufblühens der Natur, der blühenden Reben und der leuchtenden Rosen, welche als Katalysatoren für die aufsteigenden Emotionen des lyrischen Ichs dienen. Die Naturbilder sind hier nicht bloße Kulisse, sondern Spiegel der inneren Gefühlswelt, die durch das Erwachen der Jahreszeiten in Bewegung gesetzt wird.

Die zweite Strophe verdeutlicht die Intensität der Empfindungen. Das lyrische Ich ist von Tränen überwältigt und unentschlossen in seinem Handeln. Es wird von einem unbestimmten Verlangen erfasst, das die Brust durchdringt. Dieses Verlangen ist nicht greifbar, sondern eher ein Gefühl der Leere und des Mangels, das durch die Erinnerung an eine vergangene Liebe ausgelöst wird. Die Unbestimmtheit des Verlangens unterstreicht die tiefe Verwirrung und das Gefühl des Verlusts.

Die letzte Strophe liefert die Auflösung des Rätsels. Das lyrische Ich erinnert sich, dass in jenen schönen Tagen, die durch die Naturbilder repräsentiert werden, Doris für es einst „geglüht“ hat. Dieser Vers offenbart, dass die Sehnsucht und die Trauer, die das Gedicht durchziehen, auf die Erinnerung an eine vergangene Liebesbeziehung zurückzuführen sind. Die Erinnerung an Doris wird zur Quelle der aktuellen Emotionen und erklärt das unbestimmte Verlangen, das die Seele des lyrischen Ichs erfasst.

Goethe nutzt in diesem Gedicht eine einfache, klare Sprache und einen regelmäßigen Reim, um die Emotionen des lyrischen Ichs für den Leser zugänglich zu machen. Die Natur wird als Metapher für das Erwachen der Gefühle verwendet und verstärkt die Wirkung der melancholischen Stimmung. Das Gedicht ist ein eindrucksvolles Beispiel für Goethes Fähigkeit, tiefe menschliche Emotionen in prägnanten Versen auszudrücken und dem Leser ein Gefühl von universeller Sehnsucht und Verlust zu vermitteln.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.