Alltag, Freiheit & Sehnsucht, Freude, Frühling, Götter, Harmonie, Heldenmut, Jahreszeiten, Leichtigkeit, Liebe & Romantik, Märchen & Fantasie, Sommer
Frühzeitiger Frühling
Tage der Wonne,
Kommt ihr so bald?
Schenkt mir die Sonne,
Hügel und Wald?
Reichlicher fließen
Bächlein zumal.
Sind, es die Wiesen?
Ist es das Tal?
Blauliche Frische!
Himmel und Höh′!
Goldene Fische
Wimmeln im See.
Buntes Gefieder
Rauschet im Hain;
Himmlische Lieder
Schallen darein.
Unter des Grünen
Blühender Kraft
Naschen die Bienen
Summend am Saft.
Leise Bewegung
Bebt in der Luft,
Reizende Regung,
Schläfernder Duft.
Mächtiger rühret
Bald sich ein Hauch,
Doch et verlieret
Gleich sich im Strauch.
Aber zum Busen
Kehrt er zurück.
Helfet, ihr Musen,
Tragen das Glück!
Saget, seit gestern
Wie mir geschah?
Liebliche Schwestern,
Liebchen ist da!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Frühzeitiger Frühling“ von Johann Wolfgang von Goethe ist eine ekphrastische Naturbetrachtung, die die Ankunft des Frühlings und die damit verbundene Euphorie feiert. Es beginnt mit einer direkten Anrede an die Tage der Wonne, wodurch sofort eine erwartungsvolle Stimmung aufgebaut wird. Der Dichter sehnt sich nach Sonne, Hügeln und Wald und blickt erwartungsvoll auf die erwachende Natur.
Die folgenden Strophen beschreiben detailliert die einzelnen Elemente der erwachenden Landschaft. Goethe verwendet lebendige Bilder, um die frische, blaue Luft, die goldene Sonne, das wimmelnde Leben im See und das bunte Gefieder der Vögel im Hain darzustellen. Er greift auf eine sinnliche Sprache zurück, um die verschiedenen Aspekte des Frühlings erlebbar zu machen: das Rauschen im Hain, die summenden Bienen, die sanfte Bewegung in der Luft und der schläfernde Duft. Diese Detailfülle erzeugt ein Gefühl der Lebendigkeit und des Überflusses, das die Freude über den Frühling verstärkt.
In den letzten Strophen erreicht die Freude ihren Höhepunkt, als ein sanfter Hauch durch die Luft zieht und die Glückseligkeit des Dichters verstärkt. Die Anrufung der Musen und die Frage nach dem Erlebten der letzten Tage deuten auf eine persönliche Erfahrung, die im Zusammenhang mit der Ankunft des Frühlings steht. Der Höhepunkt ist die Ankündigung, dass „Liebchen ist da!“, wodurch das Gedicht eine Liebeserklärung und eine Feier des persönlichen Glücks erfährt, das durch die Natur und die Anwesenheit der geliebten Person intensiviert wird.
Goethes „Frühzeitiger Frühling“ ist somit mehr als nur eine Naturbetrachtung. Es ist eine Ode an die Schönheit der Natur und eine Feier der Liebe, des Glücks und der Hoffnung, die mit der Ankunft des Frühlings einhergehen. Die lebendigen Bilder, der sinnliche Sprachgebrauch und die persönliche Note machen das Gedicht zu einem Ausdruck von tiefer Freude und innerer Harmonie, die in der Natur und in der Liebe ihren Ursprung finden.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.