Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , ,

An meinen Zigarettenrauch

Von

Gleite ins Weite und in die Höh!
Adieu, du zartes Bleu
Meines Zigarettenrauches,
Der du so sanft entfliehst.

Wenn du ein zierliches Nasenloch siehst,
Küß dem die Haare als Gruß meines Hauches.

Ob dich ein Höhendruck
Zur Erde zurückschlägt,
Eine Strömung, eines Windes Ruck
Dich zu Himmelsglück trägt, –
Finde das, was du erwartetest.

In dem hold gewürzten Augenblick,
Da du aus mir startetest,
Spielte Ziehharmonikamusik
Ein Lieblingslied von mir: La paloma
Und auf Schwingen dieser Volksweise
Steigst du auf. Glückliche Reise!
Aus Nikotin ins ewige Aroma.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: An meinen Zigarettenrauch von Joachim Ringelnatz

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An meinen Zigarettenrauch“ von Joachim Ringelnatz ist eine spielerische und melancholische Verabschiedung des Zigarettenrauches, der hier personifiziert wird. Ringelnatz, bekannt für seinen Humor und seine Sehnsucht, verwandelt den Rauch in eine Metapher für Freiheit, Reise und das flüchtige Glück des Augenblicks. Die Eröffnung mit dem Vers „Gleite ins Weite und in die Höh!“ setzt sofort den Ton für eine Reise, die den Rauch in die Ferne tragen soll, weg vom Autor und in die Weite der Welt.

Die Verwendung von Worten wie „Adieu“ und „zartes Bleu“ verleiht dem Gedicht eine romantische Note, die den Abschied von dem Rauch zu etwas Schönem und Poetischem macht. Ringelnatz bittet den Rauch, in seinem Namen ein „zierliches Nasenloch“ zu küssen, was eine verspielte und fast kindliche Geste darstellt. Dies unterstreicht die Vorstellung, dass der Rauch nicht nur ein flüchtiger Begleiter ist, sondern auch eine Botschaft der Liebe und des Grußes tragen soll. Die Unbekümmertheit mit der Ringelnatz an den Rauch appelliert, zu reisen, reflektiert ein positives Lebensgefühl, in dem er dem Rauch Glück und Freiheit wünscht.

Das Gedicht reflektiert das Spiel mit den Elementen des Lebens und der Natur. Ringelnatz spekuliert über die möglichen Wege des Rauches, ob er vom „Höhendruck“ zur Erde zurückgeworfen wird oder von einer „Strömung“ oder einem „Windes Ruck“ zum „Himmelsglück“ getragen wird. Die Ungewissheit des Schicksals wird hier als Teil des Abenteuers gefeiert. Die Anspielung auf die „Ziehharmonikamusik“ und das Lied „La Paloma“ (die Taube) verstärkt die Vorstellung von einer Reise mit Musik und Freude, was die gesamte Erfahrung mit dem Rauchen verherrlicht.

Schließlich kulminiert das Gedicht in der Vorstellung, dass der Rauch „aus Nikotin ins ewige Aroma“ aufsteigt, was das Bild der Vergänglichkeit und der Transformation verstärkt. Ringelnatz feiert das flüchtige Glück des Rauchens als eine Form der Freiheit und der Reise, die über den Moment hinausgeht. Der Rauch wird zu einer Metapher für die menschliche Existenz selbst, die ständig in Bewegung ist und nach neuen Horizonten strebt. Das Gedicht ist ein liebevoller Abschied, der sowohl die Schönheit als auch die Vergänglichkeit des Lebens feiert.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.