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Der grüne König

Von

Wir, Johann, Amadeus Adelgreif,
Fürst von Saprunt und beiderlei Smeraldis,
Erzkaiser über allen Unterschleif
Und Obersäckelmeister vom Schmalkaldis

Erheben unsern grimmen Löwenschweif
Und dekretieren vor den leeren Saldis:
„Ihr Räuberhorden, eure Zeit ist reif.
Die Hahnenfeder ab, ihr Garibaldis!

Man sammle alle Blätter unserer Wälder
Und stanze Gold daraus, soviel man mag.
Das ausgedehnte Land braucht neue Gelder.

Und eine Hungersnot liegt klar am Tag.
Sofort versehe man die Schatzbehälter
Mit Blattgold aus dem nächsten Buchenschlag.“

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Gedicht: Der grüne König von Hugo Ball

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der grüne König“ von Hugo Ball ist eine Satire, die sich in humorvoller Weise über Macht, Geldgier und die Verkommenheit der herrschenden Klasse lustig macht. Der Titel selbst, „Der grüne König“, deutet bereits auf eine ungewöhnliche und möglicherweise subversive Figur hin, die weit entfernt ist von den traditionellen Vorstellungen königlicher Macht. Der König ist nicht nur grün, sondern auch durch seine Namen und Titel grotesk übertrieben, was die satirische Absicht des Autors verdeutlicht.

Die ersten Strophen stellen den König und seine fragwürdigen „Titel“ vor. Er ist „Fürst von Saprunt und beiderlei Smeraldis“ und „Erzkaiser über allen Unterschleif“, was auf eine moralisch verwerfliche Persönlichkeit hindeutet. Die Verwendung von Begriffen wie „Unterschleif“ und „Obersäckelmeister“ unterstreicht die Korruption und den materiellen Fokus der Figur. Die „Räuberhorden“ und die „Garibaldis“ sind ebenfalls kritische Darstellungen der Bevölkerung, die vom König kontrolliert wird und für seine Zwecke missbraucht wird. Der König scheint also über eine Welt zu herrschen, die von Habgier, Betrug und moralischer Verkommenheit geprägt ist.

In den folgenden Versen wird die zentrale Botschaft des Gedichts offenbar: Die Gier nach Geld und die daraus resultierende Ignoranz gegenüber den Bedürfnissen des Volkes. Der König befiehlt, aus den Blättern der Wälder Gold herzustellen, um „neue Gelder“ zu generieren. Gleichzeitig wird die drohende Hungersnot offenbart, was die zynische Natur des Königs und seine Gleichgültigkeit gegenüber dem Wohlergehen seiner Untertanen unterstreicht. Das paradoxe Bild von Blattgold, das im Gegensatz zu echter Nahrung steht, ist ein starkes Symbol für die verkehrte Welt, die der König repräsentiert.

Die Sprache des Gedichts ist bewusst übertrieben und theatralisch. Ball verwendet eine Mischung aus gehobenen und abwertenden Begriffen, die den satirischen Ton verstärken. Die Reime und der Rhythmus tragen zur Komik bei, während die Verwendung von veralteten oder ungewöhnlichen Wörtern und Ausdrücken die Distanz zum Leser schafft und die Absurdität der Situation hervorhebt. Insgesamt ist „Der grüne König“ ein scharfzüngiges und humorvolles Gedicht, das die Korruption und die Geldgier der Mächtigen anprangert und die Folgen für die Gesellschaft aufzeigt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.