Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
,

XIV. Mîn herze, îr schoene und diu minne

Von

Mîn herze, ir schoene und diu minne habent gesworn
zuo ein ander, des ich waene, ûf mîner vröuden tôt.
zwiu habent diu driu mich einen dar zuo erkorn?
ôwê, minne, gebent ein teil der lieben mîner nôt,
Teilent si ir sô mite, daz sî gedanke ouch machen rôt.
wünsche ich ir senens nû? daz waere bezzer verborn.
lîhte ist ez ir zorn,
sît ir wort mir deheinen kumber gebôt.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: XIV. Mîn herze, îr schoene und diu minne von Heinrich von Morungen

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „XIV. Mîn herze, îr schoene und diu minne“ von Heinrich von Morungen ist ein Minnelied, das die widersprüchlichen Gefühle des lyrischen Ichs im Angesicht der unerwiderten Liebe thematisiert. Der Dichter beklagt die Macht von Schönheit, Liebe und seinem eigenen Herzen, die sich gegen ihn verschworen haben, und ihn dem Tode der Freude aussetzen. Der Eröffnungsvers etabliert direkt die zentrale Thematik: die innige Verbindung von Herz, Schönheit und Liebe, die gemeinsam das lyrische Ich in ein Dilemma stürzt.

Der zweite und dritte Vers verdeutlichen die Zerrissenheit des Sprechers: Warum haben diese drei, Herz, Schönheit und Liebe, sich gegen ihn verschworen und ihn als ihr Opfer auserkoren? Der Begriff „vröuden tôt“ deutet auf ein Gefühl der Verzweiflung und des Leidens hin, das aus der unerfüllten Liebe resultiert. Die Liebe, Schönheit und das eigene Herz werden hier als Mächte dargestellt, die den Liebenden in eine missliche Lage bringen, indem sie ihm Sehnsucht und Leid verursachen. Der Ruf „ôwê, minne“ (Weh, Liebe) unterstreicht die Qual des Liebenden.

Der nächste Abschnitt thematisiert die Hoffnung auf ein wenig Erleichterung durch die Geliebte. Der Sprecher bittet die Liebe, ihm einen Teil seiner Not zu gewähren. Er wünscht sich, dass die Liebe mit ihm geteilt wird, sodass seine Gedanken nicht länger rot gefärbt sind von Leid und Sehnsucht. Dies drückt den Wunsch nach einer Linderung des Schmerzes aus, entweder durch die Erfüllung der Liebe oder durch eine Teilung des Leidens. Dies deutet auf die Hoffnung des Sprechers auf ein Ende seiner Qual, auch wenn diese nicht notwendigerweise durch eine erwiderte Liebe geschehen muss.

Die abschließenden Zeilen zeigen eine Ambivalenz. Der Sprecher fragt sich, ob er sich die Sehnsucht nach der Geliebten wünschen soll, was in seiner Situation als unpassend erscheint. Abschließend wird in Frage gestellt, ob die kalte Reaktion der Geliebten vielleicht ein Zeichen von Zorn ist, da ihre Worte ihm keinen Trost oder Beistand bieten. Dieses Ende deutet auf eine Resignation hin, eine Erkenntnis der Unmöglichkeit der Erfüllung und die Akzeptanz des Schmerzes. Die kühle Distanziertheit der Geliebten wird als Ursache für sein Leid interpretiert, was die Tiefe seines Leidens verdeutlicht.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.