An die Mutter in Seattle
Weit übers Meer her schlägt mir, Mutter,
Dein Herz entgegen –
Wie müssen alle Weiten sich bewegen
Vor deinen Herzenswellen.
Dir strömt, immer kindlich und gut,
Mein Blut wie am Anfang –
Immer wie einst rinnt
Durch mich der ewige Klang,
Dein Muttergesang:
Du, mein Kind!
Schon hebt sich, langsam wandelnd,
Die Stunde, die starker Rührung voll,
Uns wieder zueinander bringen soll!
Schon zittert Freude durch die Weiten –
Schon fühle ich dein Herz herüber gleiten,
Mutter –
Bald kommt der Augenblick
Voll wunderbarer Strömung,
Da ich, ein Kindlein, Mutter,
Wieder zu dir sinke –
Freude will in mir lallen –
Eine Träne wird fallen –
Bald, Mutter, bald!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „An die Mutter in Seattle“ von Gerrit Engelke ist eine ergreifende Liebeserklärung und ein Ausdruck der Sehnsucht nach der Mutter, die durch die weite Entfernung über das Meer getrennt ist. Es ist ein Gedicht der Verbundenheit, das die unzerbrechliche Bindung zwischen Mutter und Kind, trotz räumlicher Trennung, feiert. Das lyrische Ich, vermutlich der Sohn, drückt seine Gefühle in einer einfachen, direkten Sprache aus, die von tiefer Ehrlichkeit geprägt ist.
Die „Herzenswellen“, die über das Meer fließen, symbolisieren die tiefe Liebe und die emotionale Verbindung zwischen Mutter und Sohn. Engelke betont die Konstanz dieser Liebe durch die Zeilen „Dir strömt, immer kindlich und gut, / Mein Blut wie am Anfang“. Diese Zeilen unterstreichen die zeitlose Natur der mütterlichen Liebe und die kindliche Sehnsucht nach der Geborgenheit, die sie verkörpert. Der „ewige Klang, / Dein Muttergesang“ ist ein wiederkehrendes Motiv, das die Präsenz der Mutter im Leben des Sohnes, auch in der Ferne, verdeutlicht.
Das Gedicht steigert sich in der Erwartung des Wiedersehens. Die sich „hebende“, „starke Rührung volle“ Stunde deutet auf die Vorfreude auf die geplante oder erhoffte Wiedervereinigung hin. Das „Zittern“ der Freude und das Gefühl, das Herz der Mutter über die Weiten „herüber gleiten“ zu spüren, verstärken die emotionale Intensität. Die Wiedervereinigung wird als ein Moment von überwältigender Freude und tiefer Rührung dargestellt, in dem das lyrische Ich sich wieder als Kind fühlen darf.
Der abschließende Teil des Gedichts, mit den Zeilen „Bald kommt der Augenblick / Voll wunderbarer Strömung“, kulminiert in der sehnsüchtigen Erwartung des Moments, in dem das lyrische Ich „wieder zu dir sinke“, in die Arme der Mutter zurückkehrt. Die Zeilen „Freude will in mir lallen – / Eine Träne wird fallen –“ drücken die überwältigende emotionale Reaktion auf das bevorstehende Ereignis aus. Das Gedicht endet mit den Worten „Bald, Mutter, bald!“, die die Hoffnung und die Zuversicht auf das nahende Wiedersehen zum Ausdruck bringen und somit die tiefe Verbundenheit und Liebe zwischen Mutter und Kind bekräftigen.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.