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Geistliches Lied

Von

Zeichen, seltne Stickerein
Malt ein flatternd Blumenbeet.
Gottes blauer Odem weht
In den Gartensaal herein,
Heiter ein.
Ragt ein Kreuz im wilden Wein.

Hör′ im Dorf sich viele freun,
Gärtner an der Mauer mäht,
Leise eine Orgel geht,
Mischet Klang und goldenen Schein,
Klang und Schein.
Liebe segnet Brot und Wein.

Mädchen kommen auch herein
Und der Hahn zum letzten kräht.
Sacht ein morsches Gitter geht
Und in Rosen Kranz und Reihn,
Rosenreihn
Ruht Maria weiß und fein.

Bettler dort am alten Stein
Scheint verstorben im Gebet,
Sanft ein Hirt vom Hügel geht
Und ein Engel singt im Hain,
Nah im Hain
Kinder in den Schlaf hinein.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Geistliches Lied von Georg Trakl

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Geistliches Lied“ von Georg Trakl ist eine stille, kontemplative Betrachtung einer harmonischen Welt, in der Natur, Religion und menschliche Gefühle in Einklang stehen. Es ist ein Bild der Andacht, des Friedens und der göttlichen Präsenz, eingebettet in die Idylle eines ländlichen Settings. Das Gedicht ist in drei Strophen gegliedert, die jeweils eine bestimmte Szene oder ein Bild einfangen und eine Atmosphäre von Besinnlichkeit und Erwartung aufbauen.

Die erste Strophe beginnt mit der Beschreibung eines „flatternden Blumenbeets“, das wie „seltene Stickerein“ wirkt, was eine zarte, kunstvolle Atmosphäre schafft. Der „blaue Odem“ Gottes, der in den Garten einweht, deutet auf die Anwesenheit des Göttlichen hin. Das „Kreuz im wilden Wein“ verstärkt die religiöse Symbolik und etabliert das Gedicht als eine spirituelle Betrachtung. Die Szene ist durch die Beschreibung des „Gartensaals“ und des „Heiteren“ geprägt, wodurch eine Atmosphäre der Ruhe und Gelassenheit erzeugt wird.

Die zweite Strophe führt die Elemente der menschlichen Gemeinschaft ein. „Viele“ freuen sich im Dorf, ein Gärtner mäht, und die „leise“ spielende Orgel verbindet Klang und „goldenen Schein“. Der Klang der Orgel und die Präsenz des goldenen Lichts verstärken die religiöse Atmosphäre und suggerieren eine göttliche Präsenz. Die Zeile „Liebe segnet Brot und Wein“ ist ein direkter Hinweis auf die Eucharistie und unterstreicht die spirituelle Natur des Gedichts. Diese Strophe verbindet die irdische Welt mit der spirituellen, indem sie die alltäglichen Tätigkeiten mit der religiösen Zeremonie des Segnens von Brot und Wein verbindet.

Die dritte und letzte Strophe schließt das Gedicht mit dem Erscheinen Marias ab. „Mädchen kommen auch herein“ und „der Hahn zum letzten kräht“, was auf das Ende des Tages und den Übergang zur Nacht hindeutet. Das „morsche Gitter“ und der „Rosen Kranz“ stehen für Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit, während Maria in „Rosenreihn“ als Inbegriff der Reinheit und des Glaubens ruht. Abschließend finden sich ein „Bettler“ im Gebet, ein „Hirt“ und ein „Engel“, die die spirituelle Atmosphäre noch verstärken. Kinder, die in den Schlaf getragen werden, schließen den Kreis und suggerieren Frieden und Unschuld. Das Gedicht vermittelt letztendlich eine Botschaft der Hoffnung, des Friedens und der Verbundenheit mit dem Göttlichen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.