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Die Bauern

Von

Vorm Fenster tönendes Grün un Rot.
Im schwarzverräucherten, niederen Saal
Sitzen die Knechte und Mägde beim Mahl;
Und sie schenken den Wein und sie brechen das Brot.

Im tiefen Schweigen der Mittagszeit
Fällt bisweilen ein karges Wort.
Die Äcker flimmern in einem fort
Und der Himmel bleiern und weit.

Fratzenhaft flackert im Herd die Glut
Und ein Schwarm von Fliegen summt.
Die Mägde lauschen blöd und verstummt
Und ihre Schläfen hämmert das Blut.

Und manchmal treffen sich Blicke voll Gier,
Wenn tierischer Dunst die Stube durchweht.
Eintönig spricht ein Knecht das Gebet
Und ein Hahn kräht unter der Tür.

Und wieder ins Feld. Ein Grauen packt
Sie oft im tosenden Ährengebraus
Und klirrend schwingen ein und aus
Die Sensen geisterhaft im Takt.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Die Bauern von Georg Trakl

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Bauern“ von Georg Trakl zeichnet ein düsteres Bild des bäuerlichen Lebens, das von Stille, Kargheit und einem unterschwelligen Gefühl des Grauens geprägt ist. Trakl verwendet eine minimalistische Sprache, um die Monotonie und die physische sowie emotionale Enge der dargestellten Welt zu vermitteln. Die Verwendung von Adjektiven wie „schwarzverräuchert“, „niederen Saal“, „bleiern“ und „fratzenhaft“ erzeugt eine beklemmende Atmosphäre, die den Leser unmittelbar in die deprimierende Realität der Bauern eintauchen lässt.

Das Gedicht gliedert sich in vier Strophen, die jeweils unterschiedliche Aspekte des bäuerlichen Alltags beleuchten. In der ersten Strophe wird die äußere Szenerie beschrieben, die durch die Farben Grün und Rot dominiert wird. Die zweite Strophe taucht tiefer in die Atmosphäre des Schweigens und der Eintönigkeit ein, während die dritte Strophe das Innere des Raumes mit der flackernden Glut, dem summenden Insekten-Schwarm und den „blöd“ lauschenden Mägden beschreibt, was eine beklemmende und unheimliche Atmosphäre schafft. Die letzte Strophe deutet schließlich auf die unterschwellige Sehnsucht und das Grauen, das die Bauern in ihrem harten Arbeitsalltag begleitet. Der „tierische Dunst“ und die Blicke voller „Gier“ lassen auf unterdrückte Bedürfnisse und Begierden schließen, während das „Grauen“ im Feld und die „geisterhaft“ schwingenden Sensen eine Vorahnung des Todes und der Vergänglichkeit vermitteln.

Die Verwendung von Bildern wie „schwarzverräuchert“, „bleiern“ und „fratzenhaft“ verstärkt die Atmosphäre des Unbehagens. Die „Fratzen“ im Herdfeuer und die „blöd“ lauschenden Mägde, sowie das „Grauen“ im Feld weisen auf eine Entfremdung von der Natur und eine allgemeine Hoffnungslosigkeit hin. Trakl verwendet auch Kontraste, um die Monotonie des Lebens zu betonen, zum Beispiel durch das Aufeinandertreffen von Stille und den wenigen kargen Worten. Diese scheinbare Stille wird immer wieder durchbrochen, sei es durch das Summen der Fliegen, das Krähen des Hahns oder das Klirren der Sensen, was die Isolation und die Eintönigkeit des Lebens der Bauern zusätzlich unterstreicht.

Trakls Gedicht ist nicht nur eine Beschreibung des bäuerlichen Lebens, sondern auch eine kritische Auseinandersetzung mit den sozialen Bedingungen und der psychischen Belastung, die dieses Leben mit sich brachte. Es ist ein Abgesang auf eine Welt, in der die Menschen von der Natur und ihren eigenen Trieben beherrscht werden und in der die Hoffnung auf Veränderung nur ein flüchtiger Traum ist. Durch die reduzierte Sprache und die düstere Bildwelt erzeugt Trakl eine beklemmende und eindringliche Atmosphäre, die den Leser dazu anregt, über die Sinnlosigkeit und das Leid des menschlichen Daseins nachzudenken.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.