Eben noch goldiger Maienglanz
Heute schon fallender Blätter Tanz.
Müde senkt sich der welke Mohn
Leise taumeln die Flocken schon.
Und ein großes Schweigen
Hüllt die Welten ein.
Tod mit seiner Geigen
Schreitet auf dem Rain.
Winterwärts
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Winterwärts“ von Georg Heym beschreibt in wenigen, eindringlichen Zeilen den Übergang vom Sommer zum Winter und thematisiert den unaufhaltsamen Kreislauf von Werden und Vergehen. Das Gedicht beginnt mit dem Kontrast zwischen dem „goldigen Maienglanz“ und dem „fallenden Blätter Tanz“, was den raschen Wandel der Jahreszeiten verdeutlicht. Die Metaphern sind klar und eindrücklich, wobei die Personifikation des Todes, der „mit seiner Geigen schreitet“, eine unheimliche Atmosphäre erzeugt.
Die zweite Strophe vertieft das Gefühl der Vergänglichkeit. Das Bild des „müde(n) … welken Mohn“ und der „taumel(nden) … Flocken“ verstärkt den Eindruck des Verfalls und des allmählichen Sterbens der Natur. Das „große Schweigen“, das die Welten einhüllt, symbolisiert die Stille des Winters und die Ruhe, die dem Tod innewohnt. Die Verwendung von Reim und Rhythmus unterstützt die melancholische Stimmung und verstärkt die Dringlichkeit der beschriebenen Prozesse.
Das Gedicht ist von einer gewissen Schwere und Endgültigkeit geprägt. Die Naturbilder werden nicht als idyllisch, sondern als Zeichen der Veränderung und des unausweichlichen Endes dargestellt. Der Tod wird nicht als abstrakte Idee, sondern als aktive Figur mit „seiner Geigen“ personifiziert, was die Unausweichlichkeit des Todes betont. Das Gedicht erzeugt eine beklemmende Stimmung, die durch die Kürze und Direktheit der Sprache noch verstärkt wird.
„Winterwärts“ ist ein kurzes, aber wirkungsvolles Gedicht, das die Themen Vergänglichkeit, Tod und den Kreislauf der Natur aufgreift. Heym gelingt es, mit wenigen Worten eine tiefe Melancholie und das Bewusstsein für die Unvermeidlichkeit des Sterbens zu vermitteln. Das Gedicht lädt den Leser ein, über die Endlichkeit des Lebens und die Schönheit des Wandels nachzudenken.
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Lizenz und Verwendung
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