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Die drei Sterne

Von

Es traten einst um Mitternacht
Der Sterne drei zusammen,
In nie gesehner heller Pracht,
In nie gesehnen Flammen.
Da scholl es aus des ersten Mund
Von blasser Silberlippe:
„Ich tat den Weg den Völkern kund
Zu eines Gottes Krippe.“
Und stolz darein der zweite schaut,
Wie um sich selbst zu sonnen:
„Auf mich hat Caesar einst vertraut
Und eine Welt gewonnen.“
„Zu mir blickt“, fuhr der dritte fort,
„Das schönste Kind von allen.“ –
Am Himmel klang noch laut sein Wort,
Der Stern war schon gefallen.

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Gedicht: Die drei Sterne von Georg Herwegh

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die drei Sterne“ von Georg Herwegh präsentiert eine kurze, jedoch tiefgründige Reflexion über Ruhm, Macht und Vergänglichkeit. Es nimmt die Form einer kleinen, poetischen Szene an, in der drei Sterne in einer mitternächtlichen Zusammenkunft ihre vermeintlichen Verdienste und Errungenschaften preisen. Durch diese Gegenüberstellung wird eine subtile, aber eindringliche Kritik an menschlichem Hochmut und die Vergänglichkeit all dessen geäußert, was als bedeutend gilt.

Der erste Stern rühmt sich seiner Rolle, den Weg zur Krippe Jesu gewiesen zu haben, was auf eine Verbindung zur religiösen Erlösung und dem Glauben hindeutet. Der zweite Stern prahlt mit seiner Verbindung zu Caesar, was auf militärische Macht und politische Bedeutung anspielt. Schließlich hebt der dritte Stern seine Verbindung zu einem „schönsten Kind von allen“ hervor, was auf Liebe und Schönheit verweist. Diese drei unterschiedlichen Errungenschaften – religiöse Bedeutung, politische Macht und Liebe – repräsentieren verschiedene Bereiche menschlichen Strebens, die im Wesentlichen als Eckpfeiler des irdischen Lebens angesehen werden.

Die Pointe des Gedichts, der plötzliche Fall des dritten Sterns, der sich seiner Liebesbeziehung rühmt, ist von zentraler Bedeutung. Während die ersten beiden Sterne ihre Taten in der Vergangenheit verorten, scheint der dritte Stern seinen Ruhm im Hier und Jetzt zu suchen, indem er seine Gegenwart hervorhebt. Der Sturz des Sterns kurz nach der Äußerung seines Wunsches unterstreicht die Unbeständigkeit all dieser vermeintlichen „Erfolge“. Der Fall des Sterns kann als Symbol für das Scheitern, die Vergänglichkeit und die Nichtigkeit aller irdischen Errungenschaften interpretiert werden, selbst wenn sie mit großer Schönheit und Liebe verbunden sind.

Die einfache Sprache und der klare Aufbau des Gedichts verstärken seine Botschaft. Die kurze Form des Gedichts und die prägnanten Verse ermöglichen es dem Autor, eine komplexe philosophische Aussage auf prägnante und eindringliche Weise zu formulieren. Das Gedicht lädt dazu ein, über die Natur von Ruhm, Macht und Liebe sowie deren letztendliche Vergänglichkeit nachzudenken. Es ist eine Erinnerung daran, dass alles Irdische vor dem Hintergrund der Zeit und des Universums eine begrenzte Bedeutung hat.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.