Hier liegt, doch leider! unbegraben
Nigrill, der ärgste Bösewicht.
Noch braucht er eine Grabschrift nicht,
Und muß alsdann auch keine haben,
Wann einst sein Lebensfaden bricht.
Auf den schlafenden Nigrill
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Auf den schlafenden Nigrill“ von Friedrich von Hagedorn ist eine satirische Miniatur, die auf ironische Weise den Tod eines vermeintlich schlechten Menschen, Nigrill, thematisiert. Der Titel deutet zunächst auf eine schlafende Person hin, doch die folgenden Verse enthüllen, dass es sich um einen Verstorbenen handelt, der jedoch – so die zynische Feststellung des Sprechers – keine Grabschrift verdient. Die Kürze des Gedichts, bestehend aus nur fünf Versen, verstärkt die lakonische und pointierte Wirkung.
Die Ironie des Gedichts liegt in der Gegenüberstellung von Tod und Wertlosigkeit. Nigrill, der als „ärgster Bösewicht“ bezeichnet wird, scheint im Leben so wenig Bedeutung gehabt zu haben, dass er selbst im Tod keine Spur hinterlassen soll. Die Zeilen „Noch braucht er eine Grabschrift nicht, / Und muß alsdann auch keine haben“ sind dabei der Kern der Aussage. Sie drücken eine tiefe Verachtung aus, die über den bloßen Spott hinausgeht und eine gewisse moralische Überlegenheit des Sprechers suggeriert. Nigrills Existenz war offensichtlich so bedeutungslos, dass er weder im Leben noch im Tod Respekt verdient.
Die Sprache des Gedichts ist schlicht und direkt, ohne große Umschweife oder poetische Ausschmückungen. Dies verstärkt den ironischen Ton und die Klarheit der Aussage. Die Verwendung von Begriffen wie „ärgste Bösewicht“ und die selbstverständliche Ablehnung einer Grabschrift lassen den Leser eine gewisse moralische Erleichterung spüren. Der Dichter ergreift hier nicht Partei für das Gute, sondern erzeugt durch diese Abwesenheit ein Gefühl der Ungerechtigkeit, die im Tod jedoch scheinbar ihren Ausgleich findet.
Letztlich ist das Gedicht eine beißende Kritik an der moralischen Leere des Verstorbenen. Hagedorn nutzt die Kürze und Prägnanz der Form, um eine tiefgreifende Verachtung und eine indirekte Warnung vor einem Leben ohne Bedeutung und Wert zum Ausdruck zu bringen. Das Gedicht ist somit nicht nur eine satirische Auseinandersetzung mit dem Tod, sondern auch eine Reflexion über das Leben und die Hinterlassenschaft, die ein Mensch hinterlässt.
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Lizenz und Verwendung
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