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Geh unter, schöne Sonne…

Von

Geh unter, schöne Sonne, sie achteten
Nur wenig dein, sie kannten dich, Heilge, nicht,
Denn mühelos und stille bist du
Über den Mühsamen aufgegangen.

Mir gehst du freundlich unter und auf, o Licht!
Und wohl erkennt mein Auge dich, Herrliches!
Denn göttlich stille ehren lernt ich,
Da Diotima den Sinn mir heilte.

O du des Himmels Botin! wie lauscht ich dir!
Dir, Diotima! Liebe! wie sah von dir
Zum goldnen Tage dieses Auge
Glänzend und dankend empor. Da rauschten

Lebendiger die Quellen, es atmeten
Der dunkeln Erde Blüten mich liebend an,
Und lächelnd über Silberwolken
Neigte sich segnend herab der Aether.

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Gedicht: Geh unter, schöne Sonne... von Friedrich Hölderlin

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Geh unter, schöne Sonne…“ von Friedrich Hölderlin ist eine persönliche Reflexion über die Schönheit der Natur und die transformative Kraft der Liebe. Es ist ein Lobgesang auf die Natur, der sich von einem allgemeinen Respekt für die Sonne zu einer intimen Verehrung der Geliebten Diotima wandelt, die als Quelle der Erleuchtung und Inspiration erscheint. Der erste Teil des Gedichts, der die Sonne anspricht, drückt eine gewisse Enttäuschung aus, da die Menschen ihre Schönheit nicht wahrnehmen.

Im zweiten Teil des Gedichts findet eine Wendung statt, in der die Sonne als „freundlich“ bezeichnet wird, und das lyrische Ich eine tiefere Wertschätzung für sie empfindet, eine Wertschätzung, die durch das Verständnis von Diotima vertieft wurde. Diotima wird als „heilige“ Figur verehrt, die dem Sprecher geholfen hat, die Stille und das Göttliche zu verstehen. Dieses Verständnis führt zu einer intensiveren Wahrnehmung der Welt, in der die Natur lebendiger erscheint und die Elemente in Harmonie zusammenwirken. Die Liebe zu Diotima wird als Katalysator für eine tiefere spirituelle Erfahrung dargestellt.

Die Sprache des Gedichts ist geprägt von Hölderlins typischer poetischer Bildsprache und einem reichen Vokabular. Es gibt starke Gegensätze, wie „mühelos“ und „mühsam“, die die Dichotomie zwischen der Distanziertheit der Menschen und der intimen Verbundenheit des Sprechers mit der Natur und Diotima unterstreichen. Die Bilder von Licht, Quellen, Blüten und dem Äther erzeugen ein Gefühl von Lebendigkeit, Schönheit und göttlicher Präsenz. Die wiederholten Ausrufe und die hymnische Struktur verstärken den emotionalen Gehalt und die Verehrung, die im Gedicht zum Ausdruck kommen.

Das Gedicht ist letztlich ein Ausdruck von Hölderlins romantischer Weltanschauung, in der die Liebe, die Natur und die Erfahrung des Göttlichen eng miteinander verbunden sind. Die Sonne, als Symbol für die Natur, wird von den Menschen nicht ausreichend wertgeschätzt, bis das lyrische Ich durch die Liebe zu Diotima eine tiefere Verbindung zur Welt herstellt. Diotima wird zur Quelle der Erleuchtung und zur Muse, die das lyrische Ich befähigt, die Schönheit der Natur in vollem Umfang zu erkennen und zu schätzen. Das Gedicht feiert die transformierende Kraft der Liebe und ihre Fähigkeit, die Wahrnehmung der Welt zu vertiefen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.