Was ist das für ein Frauenbild…
Was ist das für ein Frauenbild
In dürftigem Gewand?
Sie stützt ein Antlitz, krank und mild,
In eine weiße Hand.
Sie sieht nach mir, wird rot und bleich,
Lacht gellend auf und weint,
Und ist dem Regentropfen gleich,
Durch den die Sonne scheint.
Ach, jetzt versteh′ ich ihren Schmerz
Und er betrübt mich sehr:
Einst liebt′ ich dich, du armes Herz,
Nun kannt′ ich dich nicht mehr.
Doch wer erkennt ein Blumenbeet,
Das ihn im Lenz entzückt,
Wenn zwischen Herbst und Winter spät
Der Sturm die Stengel knickt!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Was ist das für ein Frauenbild“ von Friedrich Hebbel beschreibt in drei Strophen eine Begegnung mit einer Frau, die von Melancholie und Leid gezeichnet ist. Der Sprecher beobachtet die Frau, deren Äußeres, ein „dürftiges Gewand“ und ein „krank und mild“es Antlitz, auf ein bedrückendes Befinden hindeuten. Ihre Gestik, das Stützen des Kopfes in die Hand, unterstreicht diese körperliche und seelische Verfassung. Die Beschreibung erfolgt aus der Perspektive des Beobachters, der zunächst distanziert wirkt, aber durch die anschließende Auseinandersetzung mit der Frau emotionale Tiefe gewinnt.
Die zweite Strophe verstärkt den Eindruck der Zerrissenheit der Frau. Ihr Verhalten, ein Wechsel zwischen Erröten, Erbleichen, lachen und weinen, wird durch den Vergleich mit einem Regentropfen, durch den die Sonne scheint, anschaulich gemacht. Dieser Vergleich deutet auf ein komplexes Wechselspiel von Freude und Trauer, von Hoffnung und Verzweiflung hin. Der „Regentropfen“ symbolisiert die Vergänglichkeit und die Brüchigkeit der menschlichen Emotionen, die sich wie das Licht in der Sonne in ständiger Veränderung befinden.
In der dritten Strophe erfolgt der entscheidende Umschwung. Der Sprecher versteht nun den Schmerz der Frau und empfindet Mitleid. Die Erkenntnis, dass er sie einst liebte, aber sie nun nicht mehr kennt, offenbart eine vergangene Beziehung, die offenbar an den Umständen oder durch die Veränderung der Frau zerbrochen ist. Die letzte Strophe vergleicht diese Situation mit einem Blumenbeet, das durch den Sturm im Herbst zerstört wurde. Der Vergleich verdeutlicht die Zerstörung des einstigen Glücks und die Vergänglichkeit der Liebe, die durch äußere Einflüsse oder innere Veränderungen zugrunde gehen kann.
Insgesamt ist das Gedicht eine melancholische Reflexion über Liebe, Verlust und die Veränderung, der Menschen unterworfen sind. Es zeigt die Distanz und das spätere Verständnis des Sprechers für das Leiden der Frau, während die Metaphern von Regen und Sturm die zerstörerische Kraft der Zeit und des Lebens hervorheben. Hebbel thematisiert in diesem Gedicht auf ergreifende Weise die Vergänglichkeit menschlicher Beziehungen und die tiefgreifenden Auswirkungen von Leid und Wandel auf das menschliche Herz.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.