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An des Kaisers von Österreich Majestät

Von

(Bei Gelegenheit des Attentats.)

War auch der Mörder, welcher, tief verblendet,
Den meuchlerischen Stahl auf Dich gezückt,
Ein Bote, den die Hölle selbst gesendet,
Nachdem sie ihn im Innersten berückt,
So hat es doch der Himmel so gewendet,
Daß jetzt ihn die Apostelkrone schmückt,
Denn Kunde hat der Herr durch ihn gegeben:
Gefeit ist, weil geweiht, des Kaisers Leben!

Nun darfst Du doppelt auf Dich selbst vertrauen,
Und doppelt hoffen darf auf Dich die Welt,
Der Dichter aber blickt mit heil′gem Grauen
In Deine Zukunft, die sich ihm erhellt.
Du wirst, er glaubt′s, den Thron aufs neue bauen,
Den Karl der Große einst so hoch gestellt,
Denn soll′s noch einmal auf der Erde tagen
So muß das Herz Europas wieder schlagen!

So schmiede denn mit einer ehrnen Klammer
Das eigne fest ans alte Deutsche Reich;
Dann endest Du den allgemeinen Jammer
Und den des edlen Deutschen Volks zugleich:
Wo drängt sich auch durch eine Herzenskammer
Das Blut und läßt die andre leer und bleich?
Durch alle beide muß es wechselnd fluten,
Dann weckt es die verborgnen Lebensgluten!

Und liegt das alte Reich auch tief darnieder,
Ein Wink von Dir, und es erhebt sich schon,
Es starb ja nicht an seiner eignen Hyder,
Es ward zermalmt durch einen Göttersohn,
In Cäsar kehrte Alexander wieder
Und alle beide in Napoleon,
Und sehen wir den Erdball selber schwanken,
So darf auch ohne Schmach die Eiche wanken!

Er gleich dem düstern Helden jener Sage,
Der seine Feinde nicht bloß überwand,
Nein, der sich auch zu seiner eignen Klage
Nach jedem Siege doppelt stärker fand,
So daß er an dem Abend seiner Tage
Die Kraft der Welt in sich zusammenband,
Und, da ihm doch beschieden war, zu enden,
Den Tod erlitt von aller Götter Händen!

Drum ist, was ihm erlag, nur halb erlegen,
Es sank betäubt, doch war es nicht erschlafft,
Der Scheintod selbst, er ward vielleicht zum Segen,
Sogar ein Traum entzündet oft die Kraft,
Auch sehn wir manchen Zwerg sich wieder regen,
Der keck und trotzig sich emporgerafft:
Was schläft denn noch der erste alle Recken?
Berühr′ ihn, Herr, ein Habsburg kann ihn wecken!

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Gedicht: An des Kaisers von Österreich Majestät von Friedrich Hebbel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An des Kaisers von Österreich Majestät“ von Friedrich Hebbel ist eine Reaktion auf ein Attentat auf Kaiser Franz Joseph I. Es ist ein Lobgedicht, das versucht, dem Kaiser nach dem Attentat Mut zuzusprechen und ihm eine glorreiche Zukunft zu verheißen. Das Gedicht ist von einer tiefen Ehrfurcht und dem Wunsch geprägt, die Monarchie zu stärken und das Deutsche Reich zu einen.

Die ersten Strophen konzentrieren sich auf die unmittelbare Reaktion auf das Attentat. Hebbel interpretiert das Attentat als einen göttlichen Akt, der dazu diente, die Stärke und Unverletzlichkeit des Kaisers zu beweisen. Er betont, dass das Attentat den Kaiser nur noch stärker und die Monarchie noch gefestigter gemacht hat. Der Dichter drückt seine Hoffnung aus, dass der Kaiser nun doppelt gestärkt in die Zukunft blicken und die Welt mit Zuversicht erfüllen kann. In dieser Phase wird das Attentat als ein Zeichen der göttlichen Fügung interpretiert, die den Kaiser vor allem Bösen bewahrt hat.

In den folgenden Strophen entwirft Hebbel eine Vision einer glorreichen Zukunft für Österreich und das Deutsche Reich. Er vergleicht den Kaiser mit Karl dem Großen und fordert ihn auf, das Reich zu einen und den allgemeinen Jammer zu beenden. Der Dichter sieht den Kaiser als denjenigen, der das Deutsche Reich wieder zu alter Größe führen kann. Er malt das Bild eines starken, geeinten Europas, das durch die Führung des Kaisers wieder zu neuem Leben erwacht. Hier wird die politische Botschaft des Gedichts deutlich: die Betonung der nationalen Einheit und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft unter der Führung des Kaisers.

Die letzten Strophen vertiefen die Metaphern und Vergleiche. Hebbel vergleicht den Kaiser mit Alexander dem Großen, Cäsar und Napoleon, um seine Größe und seine historische Bedeutung zu unterstreichen. Er betont, dass selbst scheinbare Niederlagen letztendlich zu neuem Aufschwung und Stärke führen können. Die Sprache des Gedichts ist pathetisch und verwendet eine Vielzahl von Metaphern und Vergleichen, um die Macht, die Stärke und die Bedeutung des Kaisers zu verherrlichen.

Insgesamt ist das Gedicht eine Huldigung an den Kaiser und eine Prophezeiung einer glorreichen Zukunft für Österreich und das Deutsche Reich. Es spiegelt die politischen und nationalen Ideale der Zeit wider und dient als Ausdruck der Hoffnung und des Vertrauens in die Monarchie nach einem erschütternden Ereignis. Es ist ein Beispiel für politische Dichtung, die versucht, die Macht und die Bedeutung des Herrschers zu stärken und das Volk in schwierigen Zeiten zu vereinen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.