Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Zur Hochzeit einer Schauspielerin mit einem Professor

Von

Wo bei fröhlichem Fest in versammelter Schar nur der Freude die Jungen gedenken,
Sei dem Alter vergönnt – und dem Dichter zumal! – in den Ernst den Gedanken zu senken.
Denn es eignet der Kunst, daß das Einzelne sie, das Vergänglichkeit schleunig umnachtet,
Zu den Sternen erhebt und als Spiegelbild von dem Ewigen sinnend betrachtet.

Als die Kunde kam, daß dies schöne Geschöpf, das der Kunst Melpomenens geweiht war,
Sich dem Freunde verlobt, der der Wissenschaft in den vordersten Heerbann gereiht war, –
Da erfreute sich tief in der Brust mir das Herz. – Nicht nur, weil mir sicher bewußt war,
Daß vortrefflich gesellt, mit der Bürgschaft des Glücks, dies Par für den Ernst und die Lust war, –
Auch weil ich erkannt ein bedeutsam Symbol in der Beiden Suchen und Findung:
Denn sie sind mir des Schönen und Wahren zugleich die begeisterte Liebesverbindung.

Wie es Platon gelehrt, daß die ew′ge Idee uns erscheint im Gewande des Schönen:
So erseh′n wir in diesem erlesenen Par sich die Kunst und das Wissen versöhnen.
Und das Wissen gewinnt unvergleichlich dabei: denn des Menschen Wissen ist Stückwerk:
Doch die Schönheit ist wie die heilige Kunst ein von Göttern geschaffenes Glückwerk.
Auch der Weiseste spüret die Endlichkeit in der Forschungen kühnstem Getriebe:
Das Unendliche stellt uns die Schönheit dar in der Kunst und begeisterter Liebe.

Und dies, du Künstlerin, laß heut′ mich, den Genossen, den Dichter, Dir sagen:
Die Begeisterung sollst Du aus Deiner Kunst in die Ehe hinüber tragen:
Kein Abschied ists, eine Wandlung nur: und Heil Dir, daß Du sie korest,
Die dem Weib unentbehrliche Myrthe gewannst und doch nicht den Lorber verlorest:
Denn der Lorber ist das geweihte Blatt der von Schönheit begeisterten Seele:
Da! – nimm ihn! – den letzten! aus meiner Hand, daß er nimmer am Herd Dir fehle.
Nicht der Verse bedarf′s noch Theatercothurns: – nein, im Herzen wohnet Dir die Schöne,
Und Du trägst sie Dir mit in das eheliche Haus, daß es nie sich der Weihe entwöhne.
Ihr Andern aber, seid dessen gedenk: nur den Boden schafft uns der Nährstand,
Nur als Mittel zum Zwecke des Friedens führt in den Händen die Waffe der Wehrstand:
Zu nimmer erreichbar fernem Ziel strebt forschend und suchend der Lehrstand:
Doch den Künstlerstand, – den ehrt mir hoch: denn die Künstler sind der Verklärstand,
Die des Daseins sonst unerträgliche Last mit dem Schein der Vollendung verklären
Und dem Sehnen nach Ewigem selige Rast in dem Traume des Schönen gewähren.
Wo das Wissen sich eint mit der Schönheit zumal, wie des Leibes, der Kunst und der Seele,
Da erschau′n wir, in leuchtendes Gold gefaßt, der Menschheit höchste Juwele.
Und so laßt, von des Pars begeisterndem Glück selbst begeistert, die Becher uns heben:
Die Schönheit hoch und die Wissenschaft und die Glücklichen hier: – sie leben!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Zur Hochzeit einer Schauspielerin mit einem Professor von Felix Dahn

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Zur Hochzeit einer Schauspielerin mit einem Professor“ von Felix Dahn ist eine tiefgründige Betrachtung über die Verbindung von Kunst und Wissenschaft im Kontext einer Ehe. Das Gedicht hebt die Bedeutung von Schönheit und Wissen hervor und feiert ihre harmonische Vereinigung, die der Dichter in dem Brautpaar verkörpert sieht. Es ist eine Ode an die Liebe, die Kunst und die Erkenntnis, wobei die Kunst als ein Weg zur Ewigkeit und zur Überwindung der Vergänglichkeit des Lebens dargestellt wird.

Die erste Strophe setzt den Ton für das Gedicht, indem sie die Bedeutung des Nachdenkens über die Tiefe des Festes hervorhebt, anstatt sich nur auf die Freude zu konzentrieren. Dahn nutzt das Ereignis der Hochzeit als Anlass, um über die Rolle der Kunst in der Gesellschaft und ihre Beziehung zur Wissenschaft zu reflektieren. Die Kunst, so Dahn, erhebt das Einzelne in die Sphäre des Ewigen und spiegelt somit das Göttliche wider. Diese Einleitung legt den Grundstein für die folgenden Strophen, die die spezifische Verbindung zwischen der Schauspielerin und dem Professor untersuchen.

In der zweiten Strophe wird die Freude des Dichters über die Verbindung des Brautpaares zum Ausdruck gebracht. Dahn erkennt darin ein „bedeutsames Symbol“ für die Vereinigung von Schönheit und Wahrheit, von Kunst und Wissenschaft. Er sieht die Ehe als eine Verbindung von Gegensätzen, die sich ergänzen und gegenseitig bereichern. Diese Strophe zeigt die Wertschätzung des Dichters für die Harmonie, die in der Vereinigung der beiden Disziplinen zum Ausdruck kommt. Die Schauspielerin, die der Kunst geweiht ist, und der Professor, der in der Wissenschaft tätig ist, werden als Idealpaar betrachtet.

Die folgenden Strophen vertiefen die philosophische Ebene des Gedichts. Dahn bezieht sich auf Platons Lehre von den ewigen Ideen, die sich in der Schönheit manifestieren. Er stellt fest, dass die Schönheit, wie die Kunst, ein Geschenk der Götter ist, während das Wissen des Menschen begrenzt ist. Die Kunst und die Schönheit werden als Wege zur Unendlichkeit und zur Überwindung der Endlichkeit des menschlichen Daseins angesehen. Dahn ermutigt die Schauspielerin, ihre Begeisterung für die Kunst in die Ehe zu tragen, und betont, dass dies kein Abschied, sondern eine Transformation sei. Der Dichter gibt ihr den „Lorbeer“, das Symbol der künstlerischen Leistung, und betont, dass die wahre Schönheit im Herzen wohnt und in das eheliche Haus getragen wird.

Die letzten Verse richten sich an alle Anwesenden und betonen die Bedeutung der verschiedenen Stände in der Gesellschaft, wobei der Künstlerstand besonders geehrt wird. Dahn sieht die Künstler als diejenigen, die das Leben durch die Schönheit verklären und dem Sehnen nach Ewigkeit Ausdruck verleihen. Die Hochzeit wird als ein Moment der Vereinigung von Wissen und Schönheit gefeiert, und die Anwesenden werden aufgefordert, ihre Becher zu erheben und die Schönheit, die Wissenschaft und das glückliche Paar zu preisen. Das Gedicht endet mit einer Feier des Lebens und der Hoffnung auf ewige Freude und Erfüllung.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.