Du wähnst so sicher dich und klug zu sein,
So ganz der Welt und dir genug zu sein?
Doch unbefriedigt schien mir jedes Herz,
Und jedes Wesen, das ich frug, zu sein;
Ein duftig Rätsel schien die Rose mir,
Und jedes Blatt nur auf dem Flug zu sein;
Des Baumes Schatten, unter dem ich lag,
Schien mir ein köstlicher Betrug zu sein;
Gehemmt in Fesseln schien mein eigen Lied,
In die ich′s wider Willen schlug, zu sein.
Zufriedenheit
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Zufriedenheit“ von August von Platen ist eine melancholische Reflexion über die Unerreichbarkeit von Zufriedenheit in einer Welt, die durch Unbeständigkeit und unerfüllte Sehnsucht geprägt ist. Das lyrische Ich hinterfragt die vermeintliche Sicherheit und Selbstgenügsamkeit des Menschen und konstatiert, dass das Gefühl der Erfüllung, die wahre Zufriedenheit, eine Illusion ist, die dem menschlichen Wesen letztendlich verwehrt bleibt.
Die zentralen Metaphern des Gedichts unterstreichen diese Unzufriedenheit. Die Rose, Symbol für Schönheit und Vergänglichkeit, erscheint dem lyrischen Ich als „duftig Rätsel“, das auf dem „Flug“ ist, also flüchtig und ungreifbar. Der Schatten des Baumes, der Schutz und Ruhe verheißt, entpuppt sich als „köstlicher Betrug“. Selbst das eigene Lied, Ausdruck der Seele und der Kreativität, wird als „gehemmt in Fesseln“ wahrgenommen. Diese Bilder vermitteln ein Gefühl der Enttäuschung und des Scheiterns, das sich durch das gesamte Gedicht zieht.
Platen verwendet eine formale Sprache und einen melancholischen Ton, der die Tiefe der Unzufriedenheit verstärkt. Die Verwendung von rhetorischen Fragen, wie „Du wähnst so sicher dich und klug zu sein?“, lenkt die Aufmerksamkeit des Lesers auf die Selbsttäuschung und die trügerischen Hoffnungen des Menschen. Die Wiederholung des Verbs „zu sein“ betont die existenzielle Grundfrage nach dem Wesen der Dinge und dem Sinn des Daseins. Die Reimstruktur und die klare Strukturierung der Verse verleihen dem Gedicht eine gewisse Eleganz, die aber im Kontrast zu dem düsteren Inhalt steht.
Insgesamt ist „Zufriedenheit“ ein nachdenkliches Gedicht, das sich mit der menschlichen Natur und dem ewigen Streben nach Glück auseinandersetzt. Es ist eine Mahnung an die Unzulänglichkeit der menschlichen Existenz, in der die Sehnsucht nach Erfüllung und die Erkenntnis der Unmöglichkeit dieser Erfüllung eine zentrale Rolle spielen. Die Melancholie des Gedichts ist nicht nur eine persönliche Empfindung des Dichters, sondern ein Ausdruck einer universellen Erfahrung, die uns alle angeht.
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