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Wunder über Wunder

Von

Du wunderst wunderlich dich über Wunder,
Verschwendest Witzespfeile, blank geschliffen.
Was du begreifst, mein Freund, ist doch nur Plunder,
Und in Begriffen nicht mit einbegriffen
Ist noch ein unermeßliches Revier,
Du selber drin das größte Wundertier.

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Gedicht: Wunder über Wunder von Joseph von Eichendorff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Wunder über Wunder“ von Joseph von Eichendorff ist eine Reflexion über das Wesen des Wunders und die Grenzen menschlichen Verstandes. Es richtet sich direkt an einen „Freund“ und eröffnet eine philosophische Auseinandersetzung über das Begreifen und die Natur der Welt. Der Dichter kritisiert die Tendenz, sich über Wunder zu wundern und diese mit dem Verstand zu erfassen.

Der erste Teil des Gedichts, in dem die ersten beiden Verse formuliert werden, betont die Vergeblichkeit des Versuchs, Wunder mit Verstand zu verstehen. Die Verwendung des Wortes „wunderlich“ und die Betonung des „Wunderns“ lenkt die Aufmerksamkeit auf das eigentliche Thema. Die „Witzespfeile“ symbolisieren den scharfen Verstand, der jedoch nur „Plunder“ erfasst, also unwesentliche Dinge. Dies deutet darauf hin, dass der Verstand allein nicht ausreicht, um die tieferen, wahren Wunder der Welt zu begreifen.

Der zweite Teil des Gedichts, beginnend mit dem dritten Vers, führt eine tiefere Einsicht ein. Das, was der Verstand erfasst, ist nur ein kleiner Teil des Ganzen. Der Dichter verweist auf ein „unermeßliches Revier“, das durch Begriffe nicht zu erfassen ist. Die Metapher des „Reviers“ suggeriert ein weites, unergründliches Gebiet, das weit über das Verständnis des Menschen hinausgeht. Der letzte Vers kehrt die Perspektive um und erklärt den Freund selbst zum „größten Wundertier“.

Diese abschließende Aussage ist von besonderer Bedeutung. Sie impliziert, dass der Mensch selbst, mit all seinen Fähigkeiten, seiner Seele und seiner Existenz, das größte Wunder ist. Anstatt sich auf die äußeren Wunder zu konzentrieren, lenkt Eichendorff die Aufmerksamkeit auf die innere Welt des Menschen und seine eigene Existenz als das wahre Wunder. Das Gedicht regt somit an, die Welt nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit dem Herzen und der Seele zu betrachten.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.