Würd es mir fehlen, würd ich′s vermissen?
Heute früh, nach gut durchschlafener Nacht,
Bin ich wieder aufgewacht
Ich setzte mich an den Frühstückstisch,
Der Kaffee war warm, die Semmel war frisch,
Ich habe die Morgenzeitung gelesen
Es sind wieder Avancements gewesen.
Ich trat ans Fenster, ich sah hinunter,
Es trabte wieder, es klingelte munter,
Eine Schürze beim Schlächter hing über dem Stuhle,
Kleine Mädchen gingen nach der Schule-
Alles war freundlich, alles war nett,
Aber wenn ich weiter geschlafen hätt′
Und tät′ von alledem nichts wissen,
Würd′es mir fehlen, würd′ich′s vermissen ?
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Würd es mir fehlen, würd ich’s vermissen?“ von Theodor Fontane ist eine Reflexion über die Wertschätzung des Alltags und die Frage nach der Bedeutung von Gewohnheiten und Routinen. Es beginnt mit einer Beschreibung des alltäglichen Morgens: Aufwachen, Frühstück, Zeitung lesen. Diese detaillierte Schilderung der banalen Geschehnisse dient als Ausgangspunkt für die eigentliche Frage des Gedichts.
Fontane stellt die scheinbar einfachen Dinge des Lebens dar: der warme Kaffee, die frische Semmel, die alltäglichen Nachrichten, das Treiben auf der Straße. Diese Aufzählung weckt ein Gefühl der Vertrautheit und der Normalität. Das lyrische Ich beobachtet die Welt und nimmt sie als gegeben hin, ohne sie zunächst zu hinterfragen. Die detaillierte Beschreibung der Szenerie ermöglicht es dem Leser, sich in die Situation hineinzuversetzen und die scheinbare Selbstverständlichkeit des Alltags zu spüren.
Der Kern des Gedichts wird in der abschließenden Frage deutlich: „Würd‘ es mir fehlen, würd‘ ich’s vermissen?“. Diese Frage ist nicht nur eine Reflexion über das individuelle Empfinden, sondern auch ein Kommentar zur menschlichen Natur. Ist die Wertschätzung des Lebens von der Kenntnisnahme der alltäglichen Ereignisse abhängig? Oder könnte man ohne diese Erfahrungen ebenso zufrieden und unbeschwert sein? Die Frage deutet an, dass der Mensch dazu neigt, die kleinen Freuden und Selbstverständlichkeiten zu übersehen, solange sie ihm zur Verfügung stehen.
Fontanes Gedicht ist eine einfache, aber tiefgründige Betrachtung über die menschliche Wahrnehmung und die Bedeutung des Alltags. Es lädt den Leser ein, über die scheinbar unwichtigen Dinge nachzudenken, die das Leben ausmachen. Die offene Frage am Ende des Gedichts bietet keine definitive Antwort, sondern regt zur Selbstreflexion an und unterstreicht die Vergänglichkeit und die individuelle Bedeutung des Erlebten.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.