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Ich saß vergnüglich beim Wein

Von

Ich saß vergnüglich bei dem Wein
Und schenkte eben wieder ein.
Auf einmal fuhr mir in die Zeh
Ein sonderbar pikantes Weh.

Ich schob mein Glas sogleich beiseit
Und hinkte in die Einsamkeit
Und wusste, was ich nicht gewusst:

Der Schmerz ist Herr und Sklavin ist die Lust.

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Gedicht: Ich saß vergnüglich beim Wein von Wilhelm Busch

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Ich saß vergnüglich beim Wein“ von Wilhelm Busch schildert in wenigen pointierten Versen eine plötzliche Wendung vom Genuss zur Qual. In typisch buschscher Manier verbindet der Text Alltagsszene, Ironie und eine existenzielle Erkenntnis, wobei das komisch anmutende Erlebnis eine tiefere Wahrheit über das Verhältnis von Lust und Schmerz enthüllt.

Der Einstieg zeigt eine heitere Szene: Das lyrische Ich sitzt vergnügt beim Wein, ganz im Moment des Genusses verankert. Doch abrupt durchbricht ein „sonderbar pikantes Weh“ die Idylle – eine plötzliche, körperliche Schmerzempfindung, die ausgerechnet beim Trinken, Symbol für Freude und Leichtigkeit, auftritt. Die Beschreibung des Schmerzes als „pikant“ ist dabei typisch für Buschs ironische Überzeichnung.

Die Reaktion auf den Schmerz ist unmittelbar: Das Weinglas wird beiseitegeschoben, der Rückzug in die „Einsamkeit“ beginnt. Die Wendung ins Private und Körperlich-Schmerzliche kontrastiert mit der zuvor sozialen, sinnlichen Stimmung. Aus Vergnügen wird Rückzug, aus Lust wird Leiden – eine Umkehr, die Busch in der letzten Zeile mit lakonischer Klarheit auf den Punkt bringt.

Die Schlusszeile – „Der Schmerz ist Herr und Sklavin ist die Lust“ – enthält eine allgemeine, beinahe philosophische Aussage: Nicht die Lust herrscht über das Leben, sondern der Schmerz bestimmt die Grenze des Genusses. Busch entlarvt damit die Illusion ungetrübter Lebensfreude und zeigt, wie schnell körperliche Realität jedes Glück überlagern kann.

So verbindet das Gedicht mit leichter, fast humorvoller Oberfläche eine tiefe Erkenntnis über menschliches Erleben: Die Macht des Schmerzes ist absolut, während Lust zerbrechlich bleibt – ein typisch buschscher Spott über die Vergänglichkeit des Genusses.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.