Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, ,

Es wohnen die hohen Gedanken

Von

Es wohnen die hohen Gedanken
In einem hohen Haus.
Ich klopfte, doch immer hieß es:
Die Herrschaft fuhr eben aus!

Nun klopf ich ganz bescheiden
Bei kleineren Leuten an.
Ein Stückel Brot, ein Groschen
Ernähren auch ihren Mann.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Es wohnen die hohen Gedanken von Wilhelm Busch

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Es wohnen die hohen Gedanken“ von Wilhelm Busch reflektiert auf humorvolle und zugleich nachdenkliche Weise das Spannungsverhältnis zwischen idealistischen Ansprüchen und der alltäglichen Realität. Im Zentrum steht ein lyrisches Ich, das zunächst versucht, Zugang zu den „hohen Gedanken“ zu finden, jedoch abgewiesen wird – sinnbildlich durch das „hohe Haus“, in dem diese wohnen.

Die Metapher des Hauses steht dabei für intellektuelle oder philosophische Höhenflüge, zu denen der Sprecher gerne Zugang hätte. Doch jedes Mal, wenn er anklopft, heißt es nur, „die Herrschaft fuhr eben aus“ – eine ironische Wendung, die zeigt, dass die ersehnten großen Ideen unerreichbar oder vielleicht auch gar nicht wirklich „zu Hause“ sind. Das könnte als Kritik an der Abgehobenheit mancher intellektueller Diskurse verstanden werden.

Im zweiten Teil des Gedichts wendet sich das lyrische Ich der einfachen Lebenswirklichkeit zu: Statt weiter vergeblich nach dem Großen und Erhabenen zu streben, sucht es nun bei den „kleineren Leuten“ um Einlass – mit Erfolg. Ein „Stückel Brot“ und „ein Groschen“ genügen ihm, um zu leben. Hier klingt Bescheidenheit, aber auch Pragmatismus an: Die einfache, greifbare Realität wird den leeren Versprechungen des Idealen vorgezogen.

Insgesamt spielt Busch hier mit dem Kontrast zwischen Ideal und Wirklichkeit. Er hinterfragt auf ironische Weise den Wert „hoher Gedanken“, wenn sie fern vom Leben sind, und spricht zugleich eine stille Anerkennung für das Einfache, Nützliche und Bodenständige aus.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.