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Wild verwirrt sind mir die Sinne

Von

Wild verwirrt sind mir die Sinne;
Steig herauf, eh ich beginne,
Dich am Schlangenhaar zu greifen,
Wüthend an den Tag zu schleifen.
Weh wenn du mit Antwort geizest,
Schwer mir so die Seele reizest,
Wisse das ich dann dich finde,
Wärst du in der Höllenschlunde.
Peitsche dich mit Flammenruthen,
Bade dich in Hölengluthen;
Dich soll die Sommersgluth verzehren
Und Todesangst dein Leben nähren.
Kein Mitleid soll dir Trost gewähren,
Schmerz, Qual erzeugen und gebähren,
Drum steig herauf ehe gewaltig
Dich ergreifet meines Zornes
Mächtige Rechte!

Wer ruft so mit mächtiger
Stimme in den Abgrund,
Daß der Hela
Burgen erbeben
Und wiederhallen
Die dunklen Klüfte
Vom gräßlichen Nachhall?

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Gedicht: Wild verwirrt sind mir die Sinne von Karoline von Günderode

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Wild verwirrt sind mir die Sinne“ von Karoline von Günderode ist ein Ausbruch unbändiger Leidenschaft und Zorn. Es offenbart einen Zustand höchster emotionaler Erregung, in dem die Protagonistin ihre inneren Wirren nach außen kehrt. Die Sprache ist drastisch und bildhaft, geprägt von Gewaltphantasien und dem Wunsch nach totaler Kontrolle über eine unbenannte Person, die im Gedicht adressiert wird. Die Dichtung gleicht einem verzweifelten Appell, einem Ruf nach Handlung, bevor die zerstörerische Kraft des Zorns gänzlich entfesselt wird.

Die ersten Strophen zeichnen das Bild einer tiefen Verwirrung und des drohenden Verlustes der Selbstkontrolle. Das „Schlangenhaar“ als Metapher für die anvisierte Person deutet auf eine möglicherweise verführerische oder gefährliche Anziehungskraft hin. Der Zorn, der sich in brutalen Bildern wie dem „Schleifen“ an den Tag, dem Peitschen mit „Flammenruthen“ und dem „Baden in Hölengluthen“ entlädt, offenbart eine innere Zerrissenheit. Es ist ein Kampf zwischen dem Wunsch nach dem Objekt der Begierde und dem Hass, der durch Verletzung oder Ablehnung entstanden ist. Die gewalttätigen Bilder sind Ausdruck eines Bedürfnisses nach Kontrolle und Rache.

Das Gedicht endet mit einer rhetorischen Frage, die die vorherige emotionale Ausbruch noch verstärkt. Durch die Frage nach der „mächtigen Stimme“ und dem „Abgrund“ wird die Dimension des Konflikts erweitert. Die mythologischen Anspielungen auf Hela und die „dunklen Klüfte“ verleihen der Szene eine epische Qualität. Das Beben der „Burgen“ Helas und der „gräßliche Nachhall“ unterstreichen die zerstörerische Kraft des Zorns und der Leidenschaft, die hier zum Ausdruck kommen.

Insgesamt ist das Gedicht eine eindringliche Darstellung der menschlichen Psyche in extremer emotionaler Ausnahmesituation. Es zeigt die Zerrissenheit zwischen Liebe und Hass, Begierde und Zerstörung. Die Autorin nutzt eine starke, bildhafte Sprache, um die Intensität der Gefühle und die drohende Gewalt des Zorns zu vermitteln. Das Gedicht ist nicht nur ein Ausdruck individueller Emotionen, sondern auch eine Auseinandersetzung mit den zerstörerischen Kräften menschlicher Leidenschaft.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.