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Warum willst du draußen stehen

Von

Warum willst du draußen stehen,
du Gesegneter des Herrn?
Laß dir bei mir einzugehen
wohlgefallen, du mein Stern!
Du mein Jesus, meine Freud,
Helfer in der rechten Zeit,
hilf, o Heiland, meinem Herzen,
von den Wunden, die mich schmerzen.

Will ich denn mein Elend lindern
und erleichtern meine Not
bei der Welt und ihren Kindern,
fall ich nur in neue Not:
da ist Trost, der mich betrübt,
Freude, die mein Unglück liebt,
Helfer, die mir Herzleid machen,
gute Freunde, die mein lachen.

In der Welt ist alles nichtig,
nichts ist, das nicht kraftlos wär.
Hab ich hoheit, die ist flüchtig;
Hab ich Reichtum, was ists mehr
als ein Stücklein armer Erd?
Hab ich Lust, was ist sie wert?
was ists, das mich heut erfreuet,
das mich morgen nicht gereuet?

Aller Trost und alle Freude
ruht in dir, Herr Jesus Christ:
dein Erfreuen ist die Weide,
da man immer fröhlich ist.
Leuchte mir, o Freudenlicht,
ehe mir mein Herze bricht,
laß mich, Herr, an dir erquicken,
Jesus, komm, laß dich erblicken.

Freu dich, Herz, du bist erhöret,
jetzo zeucht er bei dir ein;
sein Gang ist zu dir gekehret,
heiß ihn nur willkommen fein
und bereite dich ihm zu,
gib dich ganz zu seiner Ruh,
öffne dein Gemüt und Seele,
klag ihm, was dich drück und quäle.

Was du Böses hast begangen,
das ist alles abgeschafft;
Gottes Liebe nimmt gefangen
deiner Sünden Macht und Kraft.
Christi Sieg behält das Feld,
und was Böses in der Welt
sich will wider dich erregen,
wird zu lauter Glück und Segen.

Alles dient zu deinem Frommen,
was dir bös und schädlich scheint,
weil dich Christus angenommen
und es treulich mit dir meint.
Bleibst du dem nur wieder teu,
ists gewiß und bleibt dabei,
daß du mit den Engeln droben
ihn dort ewig werdest loben.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Warum willst du draußen stehen von Paul Gerhardt

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Warum willst du draußen stehen“ von Paul Gerhardt ist ein tiefgründiges Glaubensbekenntnis und eine innige Anrufung Jesu Christi, das Trost und Erlösung in ihm findet. Es offenbart die Suche nach innerem Frieden und die Erkenntnis der Vergänglichkeit weltlicher Freuden, um letztendlich die ewige Freude in der Gemeinschaft mit Gott zu erfahren.

Die erste Strophe des Gedichts drückt eine Sehnsucht nach der Gegenwart Jesu aus. Der Dichter fragt, warum Jesus, der „Gesegnete des Herrn“, „draußen stehen“ solle und lädt ihn ein, einzutreten. Die Anrede „du mein Stern!“ offenbart eine tiefe Verehrung und das Verlangen nach Trost und Hilfe in Zeiten der Not, was durch die Bitte nach Heilung der „Wunden, die mich schmerzen“ unterstrichen wird. Die folgenden Strophen beleuchten das Scheitern der weltlichen Suche nach Glück und die Enttäuschung durch weltliche „Trost“, „Freude“ und „Helfer“. Der Dichter erkennt die Nichtigkeit des weltlichen Reichtums und der Freuden, da diese vergänglich sind und keinen bleibenden Frieden bringen können.

Die dritte Strophe beschreibt die Vergänglichkeit irdischen Glücks. Die Betonung der Nichtigkeit und Kraftlosigkeit der Welt verdeutlicht das Bewusstsein des Dichters für die Unbeständigkeit weltlicher Güter und Freuden. Die rhetorischen Fragen, die am Ende jeder Zeile stehen, unterstreichen die Sinnlosigkeit, sich auf materielle Dinge oder vorübergehende Vergnügungen zu verlassen. Die vierte Strophe stellt Jesu Christi als Quelle von Trost und ewiger Freude dar. Christus wird als „Freudenlicht“ angerufen, das dem Dichter Erleuchtung und innere Erquickung schenken soll.

Die letzten drei Strophen des Gedichts beschreiben die ergreifende Annahme Jesu. Der Dichter empfängt Jesus voller Freude und bittet ihn, in sein Herz einzuziehen. Die Erleichterung und Freude des Dichter sind in der fünften Strophe greifbar. Der Wechsel von der Beschreibung der irdischen Mühsal zur Erfahrung der göttlichen Liebe und Vergebung ist ein zentrales Thema des Gedichts. Die abschließenden Strophen bekräftigen die Macht der göttlichen Liebe, die Sünden tilgt, und die Verwandlung des Leids in Glück und Segen. Die Zusage der ewigen Freude in der Gemeinschaft mit Gott im Himmel bildet den Höhepunkt des Gedichts.

Insgesamt ist „Warum willst du draußen stehen“ ein ergreifendes Zeugnis des Glaubens, das die Suche nach innerem Frieden, die Erkenntnis der Vergänglichkeit weltlicher Freuden und die ewige Freude in der Gemeinschaft mit Gott thematisiert. Es ist eine persönliche Anrufung Jesu, die Trost, Heilung und die Verheißung ewigen Lebens bietet. Das Gedicht ist ein Ausdruck der christlichen Hoffnung und des Vertrauens auf die Liebe Gottes, die in Jesus Christus offenbart wird.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.